Die "Mutter des Austropop" wird 70

Marianne Mendt:
Der Song "Wie a Glock'n" brachte ihr als 25-Jährige den Durchbruch. Mit "Kaisermühlen Blues" wurde sie zum TV-Star.

Als 25-Jährige landete die Wienerin Marianne Krupička unter dem Künstlernamen Mendt mit "Wie a Glock'n" einen Hit, der den Anfang einer langen Karriere bedeuten sollte. Mittlerweile ist sie zur "Mutter des Austropop" avanciert und wurde in ihrer Rolle im "Kaisermühlen Blues" auch im Fernsehen zur Legende. Am 29. September feiert "die Mendt" ihren 70. Geburtstag.

Die "Mutter des Austropop" wird 70
songcontest
Servus TVwidmete ihr eine Doku im Rahmen von Rudi Dolezals " Austropop Legenden" (hier zum Nachsehen). Darin erzählt Gerhard Bronner († 2007) – im letzten TV-Interview seines Lebens – , wie sich „das junge Madl“, damals keine 20 und mit dem etwas sperrigen Geburtsnamen Krupička – in die „Fledermaus-Bar“ anschlich. „Sie hat mich zwei Abende lang nur angeschaut, ohne eine Silbe zu sagen. Am dritten Abend fragte sie: ,Brauchen Sie vielleicht eine Sängerin?’ Ich hab mich also ans Klavier gesetzt – und sie wählte die schwierigste Nummer, die es gibt. Take Five! Sie traf sofort den richtigen Ton und sang zum ersten Mal in ihrem Leben drei Improvisationen. Sie hat ja das absolute Gehör. Da hab ich gesagt: Sie sind engagiert!“ Zur Melodie Hans Salomons schrieb Bronner den Text zum größten Erfolg ihrer Karriere: „Wie a Glock’n“.

Schon in jungen Jahren wurde der 1945 in Wien geborenen Sängerin das absolute musikalische Gehör bescheinigt. Sie erhielt Klavier- und Gesangsunterricht am Konservatorium in Wien und legte schließlich 1963 die Prüfung zur "gewerkschaftlich geprüften Vortragskünstlerin" ab. Die ersten eigenständigen Gehversuche als Sängerin wagte sie mit der Tanzband "The Internationals", mit der sie in den 1960er Jahren durch Europa tourte.

Dialektsängerin

1970 kam schließlich der große Durchbruch mit der "Glock'n, die 24 Stunden läut". Die Anfangszeiten des damit geborenen Austropop waren allerdings nicht immer ganz einfach, wie Mendt erklärte: "In Wien wurde ich anfangs als ordinäre Dialektsängerin beschimpft." Mittlerweile kann davon wohl keine Rede mehr sein. 1971 vertrat sie Österreich beim Eurovision Song Contest in Dublin mit dem Lied "Musik", erreichte aber nur den 16. und damit drittletzten Platz. Ein Jahr darauf nahm Mendt ihre erste Musicalrolle in "Funny Girl" am Opernhaus Essen an, weitere Engagements in Deutschland und Österreich sollten folgen.

Fernseh-Kult in Kaisermühlen

Die "Mutter des Austropop" wird 70
Kaisermühlen Blues "Wer hoch steigt...." Im Bild (v.li.): Gerald Pichowetz, Walter Langer, Brigitte Swoboda, Marianne Mendt. SENDUNG: ORF1, DO, 13.02.2003, 21:45 UHR. - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung des ORF bei Urhebernennung. Foto:ORF/Contessina Bauer. Andere Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der Abteilung ORF/GOEK-Photographie. Copyright:ORF-PHOTOGRAPHIE, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-14383.
Von der Musical- verschlug es die Sängerin auf die Theaterbühne, die sie 1977 zum ersten Mal betrat. Nach etlichen Fernsehauftritten erhielt sie 1978 mit " Mendt & Band" eine eigenen ORF-Sendung. Als Schauspielerin ans Herz gewachsen ist Mendt dem Publikum als Gitti Schimek in der ORF-Serie "Kaisermühlen Blues" von Ernst Hinterberger. Die Rolle, die sie rund acht Jahre lang spielte, brachte ihr bei der Romy-Gala 1994 die Auszeichnung als "beste Schauspielerin" ein. 1995 wurde ihr der "Nestroy-Ring" verliehen und kurz vor ihrem 60. Geburtstag erhielt die Wahlniederösterreicherin das Goldene Wiener Verdienstzeichen.

Nachwuchsförderung

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Unterwegs mit Marianne Mendt, in der Straßenbahn, Blumenkiosk, im Studio am 19.10.2012
Als Mendts große Leidenschaft kann in den vergangenen Jahren ihr Jazzfestival bezeichnet werden. Sie gründete die "MM Musikwerkstatt", die als Plattform für Profis wie Nachwuchskünstler gedacht ist und initiierte das "MM Jazzfestival". Bisher traten dort schon nationale wie internationale Jazzgrößen auf, von Joe Zawinul über Count Basic bis Willi Resetarits und das Lower Austrian Country Jazz Orchestra. Am 26. und 27. Februar 2016 geht man bereits in die elfte Runde.

Dass ihre Karriere nunmehr 45 Jahre andauert, kann Mendt kaum glauben, wie sie vor fünf Jahren anlässlich des 40-jährigen "Glock'n"-Jubiläums sagte: "Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht. Eigentlich bin ich ja erst 39, wer hat vor 40 Jahren die 'Glock'n' gsungen?"

INFO: Ein Mitschnitt des Konzerts "That's EntertainMENDT" ist ebenfalls auf der Webseite von ServusTV zu sehen anlässlich des 50-jährigen Bühnenjubiläums der Sängerin. Die dazugehörige CD erscheint am Freitag, das wieder aufgelegte Album "Freunde & Propheten" mit Duetten mit Kollegen wie Wolfgang Ambros, Rainhard Fendrich oder Georg Danzer folgt am 2. Oktober. Der ORF widmet Mendt am 3. Oktober ein "Seitenblicke Spezial" (22.50 Uhr, ORF 2).

www.mariannemendt.at

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