© Alex Gotter

Gespräch

Marco Kleebauer übt das Loslassen mit assoziativen Songs und Farbe

Der Musiker und Bilderbuch-Produzent spricht über sein Album "The Trouble Of Saying Goodbye" und die gleichnamige Ausstellung

07/10/2022, 04:00 PM

„Das Thema Loslassen hat mich nicht mehr losgelassen.“ Marco Kleebauer, Mitglied der Bands Leyya und Sharktank, aber auch Produzent von Bilderbuch und des kommenden Albums von Singer/Songwriter Faber, lacht über die Ironie in seiner Aussage. Sie bezieht sich auf das Grundthema seines eben erschienenen Albums „The Trouble Of Saying Goodbye“ und der gleichnamigen Ausstellung seiner Bilder am 11. und 12. Juli im „Raum mit Licht“ in der Kaiserstraße in Wien.

„Auslöser für die Beschäftigung mit dem Thema war eine schmerzhafte Trennung“, erzählt Kleebauer im KURIER-Interview. „Im Zuge dessen habe ich viel darüber nachgedacht, warum man sich so schwertut, mit der Vergangenheit abzuschließen. Das Hirn merkt sich spezifische Sachen, von denen man oft noch lange emotional gelenkt wird.“

Beim künstlerischen Ausdruck dieser Gefühle lässt Kleebauer sowohl in den Gemälden als auch in der Musik der spontanen Assoziation freien Lauf. Auf dem auf Tonbändern aufgenommenen und nur auf Kassetten oder Spotify erhältlichen Album sind einnehmende Low-Fi-Songs zu hören, die mit Gitarren, sparsamer Elektronik und Kleebauers melancholischem Gesang punkten.

„Ich denke bei den Texten nicht lang darüber nach, wie ich etwas formuliere“, sagt er. „Ich schreibe auf, was mir gerade in den Sinn kommt. Da mischen sich auch Bilder aus der Kindheit darunter, denn das Loslassen bezieht sich ja oft auch auf die Familie und Freunde. Beim Malen ist das genauso. Ausgangspunkt ist, dass ich ein Gefühl habe und das ausdrücken will. Warum das manchmal in einem Bild und manchmal in einem Song ist, weiß ich selbst nicht.“

War Kleebauers erste Ausstellung vor einem Jahr noch von kleinen Schwarz-Weiß-Zeichnungen dominiert, regieren bei „The Trouble Of Saying Goodbye“ größere, bunte Werke. Er hatte einfach Lust auf Farbe und mit dem Atelier, das er sich neben seinem Tonstudio gemietet hat, Platz für andere Formate. Außerdem hat er sich viel mit Kunstgeschichte beschäftigt und dabei seine Liebe zu den Impressionisten und zu Malern wie David Hockney entdeckt.

Gar nicht so selten sind in Kleebauers Bildern Särge zu sehen. Zwar ist der Tod die ultimative Form des Loslassens, es gibt aber auch einen viel konkreteren Grund dafür: „Ich bin Typ-1-Diabetiker, habe also die genetisch bedingte Form der Krankheit. Ich kann sehr gut damit leben, aber einmal bin ich in der Nacht mit Unterzuckerung aufgewacht. Da habe ich dann schon gedacht: Wäre ich nicht aufgewacht, wäre es aus gewesen.“

Begleitet wird die Ausstellung von einer Soundinstallation: „Dafür lasse ich Stücke der Tonbänder, auf denen die Songs aufgenommen wurden, in einem Loop abspielen und dabei über eine Rasierklinge laufen. Dadurch löschen sie sich langsam selbst aus. Die Idee ist, dass auch das Loslassen manchmal nur darin besteht, dass die Gedanken wie in einer Schleife im Kopf kreisen, bis sie sich selbst ausgelöscht haben.“

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