Måneskin in Wien: Italien-Flagge für die Band, Schlagobers-Bad für Victoria

Måneskin in Wien: Italien-Flagge für die Band, Schlagobers-Bad für Victoria
Sänger Damiano David und seine Freunde rockten die ausverkaufte Wiener Stadthalle mit versiertem Spiel und ausgelassener Freude

Wenig von dem, was Måneskin machen, ist neu. Die Schminke und die extravagante, androgyne Mode hat man bei David Bowie schon vor 50 Jahren gesehen. Die Posen von Gitarrist Thomas Raggi vor 40 Jahren bei jedem Hard-Rock-Saiten-Zauberer. Und die Bühne, die das Quartett für die 14.000 Zuschauer in der ausverkauften Wiener Stadthalle auf gebaut hat, genau hier schon vielfach vor 30 Jahren.

Måneskin in Wien: Italien-Flagge für die Band, Schlagobers-Bad für Victoria

Victoria De Angelis und Thomas Raggi

Als Show gibt es nämlich nur ein paar Scheinwerfer auf einem beweglichen Gerüst, das unterschiedlich geformte Lichtdächer über die Köpfe von Sänger Damiano David, Raggi, Bassistin Victoria De Angelis und Drummer Ethan Torchio setzt.

Was das Konzert der Band, die nach dem Gewinn des ESC 2021 die Welt eroberte (13,8 Millionen verkaufte Tonträger, vier Milliarden Streams), trotzdem so einnehmend macht, ist die leidenschaftliche Spielfreude, mit der Måneskin diesem alten Sound neues Leben einhauchen.

Turbotempo

Sie teufeln auf der Bühne herum wie Berserker. Torchio drischt im Turbotempo auf die Felle seiner Drums, De Angelis ist am Bass genauso versiert und flink und auch Raggi spielt behände Soli. Eines davon mit einer Talkbox, die man vom berühmten Intro von Bon Jovis "Living On A Prayer" kennt. 

Gewürzt wird diese Basis bewährter Rock-Klischees mit vielen starken Hooks in den Refrains. Ein paar dieser markanten Songs, etwa „Gossip“ und „Own My Mind“ spielen Måneskin gleich am Beginn. Auch „Supermodel“ hat eine starke Melodie, aber da ist das Gitarren-Riff zu schamlos von Nirvanas „Smells Like Teen Spirit“ abgekupfert.

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De Angelis und Damiano David

Das Balladen-Intro von „Coraline“ ist eine erste Verschnaufpause, bei der Fans die italienische Flagge in die Halle zaubern: Grüne Handy-Lichter am Nord-Rang, weiße im Parkett, rote am Süd-Rang.

Zwischen die gut rockenden, aber weniger originellen Songs in der Mitte streuen Måneskin mit dem Four-Seasons-Cover „Beggin’“ und zwei Songs, die David und Raggi auf einer kleinen Bühne am Ende der Halle spielen, weitere Highlights ein.

Bei „Mark Chapman“ nimmt David einen Teller voll mit Schlagobers und stülpt ihn über De Angelis Kopf. Die ist nämlich heute 23 Jahre alt geworden. Doch der Versuch im Publikum ein „Happy Birthday“ anzustimmen, scheitert am Vorwärtsdrang der Band, die auf das Finale zusteuert.

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De Angelis nach dem Schlagobers-Bad

Leuchtende Augen haben dabei nicht nur die Mädchen, die sich vorne drängeln, um David anzuhimmeln, sondern auch die vielen älteren Semester, die hinten in ihren Metallica- und Deep-Purple-T-Shirts vor Freude grinsen, weil ihnen diese alten Sounds gepaart mit der jugendlichen Dynamik von Måneskin ein wenig von ihrer eigenen Jugend zurückgeben.

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