Måneskin: "Es ist ein langer Weg zu gleichem Respekt für alle"

Måneskin: "Es ist ein langer Weg zu gleichem Respekt für alle"
Dem KURIER erzählt die Band, warum sie im Hit „I Wanna Be Your Slave“ auf freie Entfaltung in Bezug auf das Sexualleben plädiert.

Als blutsaugende Fledermäuse, die man auspeitschen sollte, bezeichnete eine Zeitung die heurigen ESC-Gewinner Måneskin. Das, sagt Sänger Damiano David, sei der böseste Kommentar gewesen, den das Quartett aus Rom nach dem Triumph in Rotterdam bekam. Denn die Band, die seither die Charts der ganzen Welt dominiert, auch die Austria Top 40 anführt und dort mit einem zweiten Song auf Platz fünf rangiert, wird genauso leidenschaftlich geliebt wie gehasst.

„Mittlerweile tun uns derartige Kommentare nicht mehr weh“, erklärt David im KURIER-Interview. „Das ist Teil des Spiels, wenn du berühmt bist. Und so gemein der Fledermaus-Kommentar war, ich fand ihn kreativ.“

Dass David, Bassistin Victoria De Angelis, Gitarrist Thomas Raggi und Drummer Ethan Torchio derart polarisieren, liegt ihrer Meinung nach daran, dass sie „sehr selbstbewusst“ auftreten. Vorwiegend aber an der Botschaft, die sie mit ihren Glam-Rockoutfits und dem mit Geschlechter-Rollen spielenden Image verbreiten wollen: Freie Entfaltung für jeden!

Mit dem eben erschienenen Video zum Song „I Wanna Be Your Slave“ bringen Måneskin das auf den bisherigen Höhepunkt.

„Der Song beschäftigt sich damit, dass das Sexualleben von vielen Leuten als etwas gesehen wird, das man nur auf eine Art machen kann“, erklärt David. „In der Realität ist die Welt aber voll mit unterschiedlichen Leuten, die dabei unterschiedliche Geschmäcker und Vorlieben haben. Und unserer Meinung nach verdienen sie alle den gleichen Respekt. Deshalb zeigen wir im Video viele starke Bilder von Situationen, die als eigenartig angesehen werden, die manche Leute auch als erschreckend empfinden. Damit wollen wir erreichen, dass sie nicht mehr als eigenartig, sondern als normal gesehen werden.“

„Wir wollen auch mit den Normen der Geschlechterrollen im Sexleben aufräumen“, fügt De Angelis hinzu. „Zum Beispiel damit, dass Männer immer noch als dominant und Frauen als unterwürfig angesehen werden. Wir wollen die Linien dieser so falschen Grenzen, die uns die Gesellschaft aufzudrängen versucht, verwischen.“

Glauben Måneskin, dass sich die Situation der LGBT-Community mit dem politischen Rechtsruck verschlechtert hat? „Das glaube ich nicht“, sagt De Angelis. „Manches ist sogar besser geworden. Die Leute teilen ihre Gefühle in den sozialen Medien. Deshalb haben junge Leute, die ihre Sexualität entdecken und erforschen, nicht mehr das Gefühl, dass sie es geheim halten müssen, oder dass das etwas total Unbekanntes ist. Sie sehen Leute, die sich genauso fühlen wie sie. Trotzdem ist es noch ein langer Weg zu gleichem Respekt für alle, vor allem in Italien, das sehr rückständig und konservativ ist.“

De Angelis und David können sich gut erinnern, wie Conchita den ESC mit einer ähnlichen Botschaft wie Måneskin gewann. Das hat sie persönlich beeindruckt, aber nicht als Band beeinflusst. Denn die gab es damals noch gar nicht.

Die heute 20- bis 22-Jährigen trafen einander in der Schule und wurden wegen der Liebe zur Musik Freunde. Der Måneskin-Stil kristallisierte sich aus Vorlieben wie Reggae, Indie-Pop und Soul erst nach der Tour zum ersten Album heraus. David: „Da haben wir gemerkt, dass uns die starken, rockigen Songs am meisten Spaß machen.“

Wie viel Spaß sie ihnen machen, zeigen Måneskin bei ihrem Auftritt am 11. 9. beim „Nova Rock Encore“-Festival in Wiener Neustadt. Karten für das Event gibt es unter: www.oeticket.com

Kommentare