Maler Zao Wou-Ki gestorben

Ein älterer Mann vor einem abstrakten Gemälde in Orange- und Grautönen.
Er galt als Meister der lyrischen Abstraktion - und seine Familie streitet sich um das Erbe.

Kompositionen voller Sinnlichkeit und Poesie: Der chinesisch-französische Maler Zao Wou-Ki schuf Meisterwerke der lyrischen Abstraktion. Seine farbkräftigen und großformatigen Werke erzielten auf Auktionen Werte in Millionenhöhe. Zao Wou-Ki, der am Dienstag im Alter von 93 Jahren gestorben ist, hinterlässt nicht nur ein beachtliches Gesamtwerk, sondern auch einen bitterbösen Kampf um seinen Nachlass.

Es ist ein Erbstreit mit vielen Episoden, dabei geht es auch um den Umzug des Malers von Paris in die Schweiz an den Genfer See auf Initiative seiner Frau. Zao Wou-Ki wurde zuletzt in einem Krankenhaus in Nyon am Genfer See behandelt.

Schweres Geschütz

In dem Streit wird schweres Geschütz aufgefahren. Der Sohn des Künstlers, Jia-Ling, wirft seiner Stiefmutter Françoise Marquet vor, den Vater 2011 gegen dessen Willen von Paris in die Schweiz gebracht zu haben, um in einem juristischen Streit ums Erbe bessere Karten zu haben. Zao Wou-Ki hat 1975 die ehemalige Konservatorin der Museen der Stadt der Paris geheiratet. Sie hat über ihn das Buch "Zao Wou-Ki, estampes, 1938-1974" (Zao Wou-Ki, Holzschnitte, 1938-1974) verfasst und vor kurzem in Genf die Fondation Zao Wou-Ki gegründet.

Die Werke des Künstlers erzielten in den letzten Jahren auf Auktionen regelmäßig Millionensummen. So kam 2008 in Hongkong sein 1956 entstandenes Bild "Hommage a Tou-Fou" für 5,9 Mio. US-Dollar (4,5 Mio. Euro) unter den Hammer.

Der Zweck der vor wenigen Monaten gegründeten Stiftung wird von Jia-Ling und seinem Anwalt Jean-Philippe Hugot stark in Zweifel gezogen. "Wir befürchten, dass die Stiftung dazu dient, die Bilder zu verkaufen", erklärte der Anwalt im Sommer 2012. Zao hätte sich eher ein Museum in Frankreich gewünscht, erklärte der Anwalt in dem Interview mit der Schweizer Regionalzeitung "La Cote" weiter. Zao Wou-Ki erhielt 1964 die französische Staatsangehörigkeit und wurde 2002 Mitglied der renommierten Akademie der Schönen Künste.

Wahlheimat Frankreich

Frankreich war seine Wahlheimat. Zao Wou-Ki kam nach seinem Kunststudium in Hangzhou nach Paris, um endlich die Werke im Original sehen zu können, die er in China nur als Reproduktionen bewundern konnte. "Gleich nach meiner Ankunft bin ich in den Louvre gegangen", sagte der mehrfach ausgezeichnete Künstler. Ein Jahr später lernte er den Dichter und Maler Henri Michaux kennen. Eine Begegnung, die starken Einfluss auf sein Werk haben sollte.

Sein erstes abstraktes und für ihn besonders wichtiges Werk war das Ölgemälde "Vent" (Wind). "Das war das erste Bild, das nichts erzählte, außer vielleicht das Rauschen der Blätter oder das Kräuseln der Wasseroberfläche bei einer Brise Wind", wie er das Werk in Grau-, Schwarz- und Brauntönen aus dem Jahr 1954 beschrieb. Oft arbeitete er großformatig - auch in Form von Diptychen oder Triptychen - und stets mit derselben Poesie.

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