MAK-Ausstellung: Modeschau als Arbeitssitzung
Bild aus der neuen Lang-Ausstellung im MAK: Werbung des Modeschöpfers in New York.
Wenn man im Zusammenhang mit einer Ausstellung den Namen Helmut Lang hört, denkt man seit 2006 nicht mehr an Mode, sondern an bildende Kunst. Damals verließ der gefeierte Modeschöpfer seine Marke, mit der er die Modewelt revolutioniert hat. Und beschloss, sich ausschließlich der Kunst zu widmen.
Seine erste Ausstellung fand 2007 in New York statt. (In einer Gruppenausstellung gab es seine Kunst bereits – gemeinsam mit Jenny Holzer und Louise Bourgeois – 1998 in der Kunsthalle Wien zu sehen.) Weitere folgten. Die jüngste Einzelausstellung fand bis Mai diesen Jahres im Schindlerhaus in Los Angeles statt, veranstaltet vom MAK, dem das Schindlerhaus gehört.
Séance de travail
Jetzt ladet das MAK in Wien zur Ausstellung „Helmut Lang. Séance de travail 1986–2005“. Von seiner Mode ist nur sehr wenig zu sehen. Vielmehr wird man mit Raumnachbauten, Videos, Bildern, Objekten, Werbung und unzähligen, aber sehr einfühlsamen Texten von Kuratorin Marlies Wirth und ihrer Kollegin Lara Steinhäußer auf seine geniale und einflussreiche Zeit als Modeschöpfer aufmerksam gemacht. Man erfährt viel über Langs Denkweise und seine kreativen Prozesse, wo er sich durch das Einsetzen künstlerischer Strategien auch als Pionier bewies. Der Titel der Ausstellung kommt vom Titel, den Lang seinen Modeschauen immer gab: „Séance de travail“ – übersetzt auf Deutsch: „Arbeitssitzung“.
Helmut Lang widmet sich seit 2006 der bildenden Kunst.
MAK-Generaldirektorin Lilli Hollein zur Eröffnung: „Es ist vollbracht!“ Ja, es hat lang gedauert, bis man jetzt endlich „Excerpts from the MAK Helmut Lang Archive“ (so die Info zur Ausstellung, die bis 3. Mai 2026 zu sehen ist), also Auszüge aus seinen 2011 dem MAK gewidmeten Materialien, in einer Ausstellung zu sehen bekommt.
Konzipiert als „Mixed-Media-Präsentation“ wird man gleich beim Betreten der Ausstellung von einem riesigen Video empfangen. Models in weißer und schwarzer Kleidung – darunter Elfie Semotan, einst Model, jetzt weltberühmte Fotografin und mit Helmut Lang befreundet – schreiten auf einen zu. Später erfährt man, dass dies seine erste Modeschau 1998 nach seiner Übersiedelung nach New York war. Doch bevor er sie vor Publikum zeigte, hatte Lang diese Aufnahme machen lassen, die als erste Modeschau auch im Internet gezeigt wurde. War Helmut Lang doch der Meinung, man müsste diese Plattform nützen, und startete www.helmutlang.com.
Alle eingeladenen Besucher der Show erhielten eine CD, auf der sie zu sehen war. Auch diese CD ist nun Teil der Ausstellung. Und dass Elfie Semotan, obwohl schon damals nicht mehr die Jüngste, immer wieder als Model mitging – auch damit war Helmut Lang seiner Zeit unglaublich voraus.
Mit Lang in Kontakt
Marlies Wirth über ihre Vorgehensweise: „Während der Vorbereitung der Ausstellung hat mir Helmut einzigartige Einblicke in seinen kreativen Prozess gewährt – eine Erfahrung, die wir mit unserem Publikum teilen möchten.“
Helmut Lang, der nicht zur Eröffnung gekommen war: „Das MAK-Archiv ist als ,lebendiges Archiv‘ gedacht. Ich hoffe, es inspiriert andere, den Mut zu haben, ihre eigene Stimme zu finden.“
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