Mackie Messer trifft Waits und Björk

Eine Frau und ein Mann liegen in einem Bett, während eine dunkle Gestalt im Hintergrund steht.
Tony-Preisträger Martin Lowe hat Kurt Weills Melodien zeitgemäß orchestriert.

Die "Dreigroschenoper" bekommt eine neue Frisur. So zumindest beschreibt es Martin Lowe. Der Grammy- und Tony-Preisträger zeichnet nämlich für den vielleicht spannendsten Aspekt der Salzburger Inszenierung verantwortlich: Er hat die berühmten Melodien Kurt Weills in einen zeitgemäßen Sound übersetzt. Nicht mehr die 1920er-Jahre, sondern die Zehnerjahre des 21. Jahrhunderts stehen nun Pate.

"Ich habe alle meine musikalischen Einflüsse ins Spiel gebracht. Und das sind wirklich viele!", sagt Lowe im KURIER-Gespräch.

Welche? "Wie alle Menschen liebe ich Tom Waits, ich schätze die minimalistischen Komponisten wie Philip Glass und John Adams. Swing, Cole Porter, Gershwin. Und ich LIEBE Björk!" Lowe sagt "liebe" dabei so, dass man es groß schreiben muss.

Das gilt offenbar auch für das Finale: Lowe, der u. a. musikalischer Leiter beim Londoner Abba-Musical "Mamma Mia!" und auch beim dazugehörigen Film mit Meryl Streep war, hat "ein wirklich großes Finale geschrieben, wie bei einem großen Musical". Jeder Song soll "seine eigene kleine Persönlichkeit" bekommen.

Kein Nervenzusammenbruch

Dass es für diese musikalische Auffrischung die Rechte des Verlags gab, ist keine Selbstverständlichkeit. Deshalb hat die einmalige Neuproduktion der Salzburger Festspiele auch einen neuen Namen bekommen – und läuft nicht als " Dreigroschenoper", sondern als "Mackie Messer – eine Salzburger Dreigroschenoper".

Hat Lowe vielleicht hin und wieder die Stimme eines kleinen, imaginären Kurt Weill im Ohr gehabt, der sagte: "Tu das nicht?" Lowe lacht. "Nein, dann hätte ich einen Nervenzusammenbruch bekommen. Es ist natürlich eine schwierige Aufgabe, denn es ist ein sehr, sehr berühmtes Werk, das viele Menschen lieben. Und ich liebe es auch! Ich habe versucht, nicht viel daran zu denken, was Kurt gesagt hätte. Das können wir ja nicht wissen!"

Gewaltige Felsenreitschule

Für Salzburg jedenfalls darf es eine Spur ausufernder sein: "Ich dachte: Ein größeres Orchester zu haben wird für Salzburg gut sein. Die Felsenreitschule ist ja gewaltig!"

Wobei ja Salzburg heuer die Zahl der Produktionen und Aufführungen ordentlich reduziert hat. Auch Lowe, der an vielen Musicalbühnen der Welt dirigierte, merkt einen Schrumpfungsprozess in der Branche.

Unterhaltung ist Bildung

"Es gibt weniger Geld, kleinere Produktionen, kleinere Besetzungen. Aber wir Künstler ändern uns mit. Das ist unser Job."

Und wenn es um die Finanzierung geht, "ist Kultur oft ganz unten im Bewusstsein der Menschen angesiedelt. Da geht es um Spitäler, Bildung, Gesundheit. Aber ich denke, wir leisten etwas wirklich Wichtiges. Unterhaltung ist auch eine großartige Form der Bildung."

Kommentare