„Das kann mir keiner sagen, dass er über Jahrzehnte jeden Tag Lust hat, auf die Bühne zu gehen“, sagt Perman, der natürlich auch die schönen Erlebnisse jener Zeit nicht schlechtmachen oder missen will. Aber: „Ich hatte die Sehnsucht nach mehr Freiheit, ich wollte mehr Freiwilligkeit in meiner zweiten Lebenshälfte. Ich mache noch immer viele Konzerte und Produktionen wie letztes Jahr ,Mamma Mia‘ in Mörbisch. Das sind abgeschlossene Sachen, das hat mehr Frische für mich.“
Trotzdem reagiert Perman auf einen Ausdruck allergisch: „Work-Life-Balance – das ist so eine blöde Begrifflichkeit. Wir leben und da gehört Arbeit auch dazu. Im besten Fall verdient man seinen Unterhalt mit etwas, wo man auch schöne Momente erlebt. Aber auch im Leben gibt es Scheißmomente, da kann Work dann auch ein Ausgleich zu Life sein!“
Weitere Projekte, die Lukas Perman heuer mit seiner Produktionsfirma auf die Beine stellen wird, sind eine Filmmusikgala im Oktober und eine Hommage an Sylvester Levay, die am 18. Mai in der Wiener Stadthalle stattfinden wird. Sängerinnen und Sänger zu finden, die bei dieser Gala (die in modifizierter Form auch nach China reisen wird) auftreten wollten, sei nicht schwer gewesen: „Im Gegenteil, irgendwann musste ich Stopp sagen“, sagt Perman. Es gebe „keinen, der länger in diesem Beruf arbeitet, der nicht irgendwann mal Levay gespielt hat“. Levay ist – zusammen mit Michael Kunze – sozusagen das deutschsprachige Musical: „Was Andrew Lloyd Webber global ist, ist Levay für den deutschsprachigen Raum und darüber hinaus: ,Elisabeth‘ hat erst die Export-Erfolge möglich gemacht, die Tür nach Japan geöffnet, aber auch in Europa. Nur deshalb konnte dann ,Tanz der Vampire‘ diesen Erfolg haben.“
In der Karaokebar
Eine prägende Zeit erlebte Perman selbst mit Levay in Japan mit „Elisabeth“: „Die Abende in der Karaokebar! Wir haben dort irgendwann Sylvesters Lieder aus dem Katalog gesucht und – da hatten wir vielleicht schon ein- oder eineinhalb Biere getrunken – ,Der letzte Tanz‘ auf Japanisch gesungen. Oder so, wie wir uns denken, dass Japanisch klingt. Die Japaner fanden das sehr lustig.“
Zurück zu „Jesus Christ Superstar“: Hat die bekannte Bibelgeschichte für Perman auch persönliche Bedeutung? „Ich bin katholisch aufgewachsen, aber nicht mit der Peitsche. Meine Werte sind sehr christlich geprägt, aber ich hab schon mein Problem mit der katholischen Kirche. Die Akzeptanz der Frau in der Kirche ist für mich indiskutabel, so wie sie jetzt ist. Aber ich bin immer noch dabei. Das ist für mich Herkunft und Nostalgie und ich geh immer noch gerne in Kirchen. Nie zum Gottesdienst, aber ich genieße die Aura und die Schönheit. Mit meinem Kirchenbeitrag unterstütze ich den Erhalt. Ich nütze den Service nicht, aber die Gebäude“, sagt er und lacht.
„Und ich sehe von unserem Esstisch direkt auf einen Kirchturm, den liebe ich sehr. Ich hab sogar extra den Baum ein bisschen ausgeschnitten, damit er den Blick nicht verstellt.“
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