Loblieder, bei denen das Herz zum Ohr werden soll
Es ist eine Tradition, von der man hierzulande wenig weiß. Und die man auch nicht oft zu Gesicht bekommt: Bei den Salzburger Festspielen sind am Sonntag die Musiker des ägyptischen Al-Tariqa-al-Gazoulia-Ordens erstmals in einem öffentlichen Raum aufgetreten. Und haben in der Kollegienkirche Einblicke in das Ritual des Sufismus gegeben; jener spirituellen, von Musik geprägten Tradition also, die man mit den tanzenden Derwischen verbindet, obwohl diese nur ein Teilaspekt des vielfältigen Sufismus sind. Hier geht es im Wesentlichen um die Hinwendung zum Unendlichen über das Mittel der Musik. Trance und Ekstase spielen eine bedeutende Rolle.
Im Rahmen der "Ouverture spirituelle" der Festspiele präsentierte also ein starkes Dutzend weiß gekleideter Ordensmitglieder in der Kollegienkirche ein Musikritual. Und neben dem rituellen Aspekt war es auch eine hoch präzise, wohlklingende Performance, die durchaus für sich, ohne Blick auf Höheres, bestehen kann: Ein Dutzend Männerstimmen entfalteten im Kirchenraum eine Klangpracht, die erfreute.
Die Ernsthaftigkeit und zugleich greifbare Freude, mit der hier mit gutem Grund musiziert wurde, berührte. Es ist eine vielfältige, freudvolle, gar nicht einmal so unvertraut klingende Musik.
Einmal ist der Gesang sogar nahe am (vom Hip-Hop bekannten) Beat Boxing: Rhythmisch hechelnd stoßen die Sänger Luft aus, und das entwickelt einen Beat, der überraschend zeitgemäß klingt, insbesondere in Kombination mit dem sich wiederholenden Gesang.
Wiederholung
Überhaupt ist die rhythmische Komponente jener Punkt, über den sich das Anliegen der Musik dem Sufi-Neuling am direktesten erschließt: In der Gleichförmigkeit spürt man das Potenzial zur Entrückung. Als Kulturveranstaltung hatte der Abend zwei Schwächen: Es war eine allzuhohe Dosis für den Einstieg, so mancher verließ vorzeitig, leise durch die Reihen schleichend, die Darbietung. Und die knochenharten Sesseln für das Publikum waren ein verlässlicher Hinderungsgrund für etwaige Entrückung während des lohnenden, hoch spannenden Abends.
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