Literaturnobelpreisträger Imre Kertész ist tot

Der ungarische Schriftsteller Imre Kertész ist nach langer Krankheit am Donnerstag im Alter von 86 Jahren verstorben. Das teilte sein Verlag laut der ungarischen Nachrichtenagentur MTI mit. Sein Hauptwerk ist der "Roman eines Schicksalslosen" (dt. 1996), in dem er seine Erfahrungen im KZ Buchenwald verarbeitet hat. Der 2002 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnete ungarische Schriftsteller behandelte in seinen Werken das Überleben in totalitären Systemen und um das Phänomen der Verdrängung in der Nach-Wende-Gesellschaft. Seit mehreren Jahren litt Kertész an der Parkinson-Krankheit.
Kertész, der am 9. November 1929 geboren wurde, wuchs in einer Budapester jüdischen Familie auf. 1944 wurde er nach Auschwitz und Buchenwald deportiert und bei Kriegsende aus dem KZ befreit. In den Jahrzehnten, die folgten, schlug er sich als Redakteur, Autor von Unterhaltungsstücken fürs Theater und Übersetzer der Werke von Nietzsche und Wittgenstein durch. Doch die Erfahrungen der Schoah ließen ihn nicht mehr los. Von 1960 bis 1973 arbeitete er unentwegt und besessen an seinem Hauptwerk, dem "Roman eines Schicksallosen".
Die existenziellen Erfahrungen des Überlebenden ließ er in eine Prosa einfließen, die nicht auf Betroffenheit abzielt, sondern die unterschiedlichen Traumatisierungen seiner Erzählfiguren sichtbar macht. "Auch wenn ich von etwas ganz anderem spreche, spreche ich von Auschwitz. Ich bin ein Medium des Geistes von Auschwitz, Auschwitz spricht aus mir", notierte Imre Kertész in seinem "Galeerentagebuch".
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