Von Triers Film „Boss vom Ganzen“ auf der Bühne in Linz: Spiel vom Sein und Schein

Von Triers Film „Boss vom Ganzen“ auf der Bühne in Linz: Spiel vom Sein und Schein
Der Film aus dem Jahr 2006 nun als Bühnenstück.

Von Werner Rohrhofer

Was tun, wenn man als Gründer und Chef eines IT-Unternehmens eigentlich nichts anderes möchte, als von seinem Team geliebt zu werden, eine Gartenzwerg-Blumentopf-Idylle in den Büros zu schaffen? Und es nicht übers Herz bringt, die Beschäftigten über den geplanten Firmenverkauf samt Verlust von Arbeitsplätzen zu informieren?

Die Antwort: Man erfindet einen „Ober-Chef“, dem man alle unliebsamen Dinge in die Schuhe schiebt.

Von Triers Film „Boss vom Ganzen“ auf der Bühne in Linz: Spiel vom Sein und Schein

Soweit die Ausgangslage der Komödie „Der Boss vom Ganzen“ des dänischen Autors und Filmemachers Lars von Trier, die derzeit im Schauspielhaus Linz ihre österreichische Erstaufführung erlebt (Deutsch von Maja Zade, Inszenierung Stephanie Mohr).

Das Chaos nimmt seinen Lauf, als der potentielle Käufer der Firma ausschließlich mit dem obersten Boss verhandeln will. Was Firmenchef Ravn (Klaus Müller-Beck) dazu veranlasst, den arbeitslosen Schauspieler Kristoffer (Jan Nikolaus Cerha) zu engagieren, der den „Boss vom Ganzen“ spielen soll. Die Kaufverhandlungen aber dauern unerwartet länger, damit auch das Engagement Kristoffers als vermeintlich oberster Chef. Schließlich begegnen einander auch noch der „Boss vom Ganzen“ und die Belegschaft, bei der sich viel Frust und Wut über Entscheidungen der Firmenleitung in den vergangenen Jahren angesammelt haben.

Was folgt, ist ein groteskes Spiel von Schein und Realität. Vor allem aber eine kritisch-skurrile Entlarvung menschlicher Schwächen.

Da ist der Manager, der im Grunde weder fachlich noch sozial seiner Verantwortung gerecht wird.

Der Schauspieler, der zunehmend seine Rolle mit dem wirklichen Leben verwechselt und sich als Boss geriert.

Und dann noch die IT-Beschäftigten, jeder und jede für sich ein computergeschädigtes Individuum.

Darin liegt auch ein Manko der Inszenierung: von jedem der drei durchaus aktuellen Themen etwas, aber nichts wirklich durchkomponiert.

Von Triers Film „Boss vom Ganzen“ auf der Bühne in Linz: Spiel vom Sein und Schein

Befremdlich für österreichische Verhältnisse auch die im Stück deutlich werdende historische Rivalität zwischen Dänemark und Island. Hier hätte es mancher Striche durch Regisseurin Mohr bedurft. Insgesamt aber eine rasante und unterhaltsame Produktion mit einem engagierten und spielfreudigen Ensemble. Zum Gelingen tragen nicht zuletzt auch das originelle Bühnenbild mit den unterschiedlichsten „Büroräumlichkeiten“ von Florian Parbs und die auf Künstlicher Intelligenz basierende Musik von Wolfgang Schlögl bei.

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