Ganz nah am Künstler

Eine Zeichnung von Egon Schiele, die eine Person mit einem gelben Schirm darstellt.
Die Ausstellung "Linie und Form" im Leopold Museum widmet sich der Zeichnung.

Auch wenn Gemälde die eigentlichen Publikumsmagneten sind, die besseren Poster abgeben (und die Rekordpreisbringer am Kunstmarkt sind) – Zeichnungen kann man mit gutem Grund spannender finden. Sie treten in vielfältiger Form auf: Als eigenständiges Kunstwerk oder auch als Skizze, die irgendwo zwischen eigenständigem Kunstwerk und Ausblick auf ein anderes Werk verharrt. Viele Zeichnungen geben auch intime Einblicke in die Arbeitsweisen des Künstlers.

Genau diese Aspekte streicht nun eine Ausstellung im Leopold Museum hervor: "Linie & Form" stößt anhand von 100 Zeichnungen in den Kern und zugleich auch an den eigentlichen Ausgangspunkt der Sammlung Leopold vor. Denn es waren die Zeichnungen insbesondere Egon Schieles, die Rudolf Leopold einst zum Sammler machten, erzählt Elisabeth Leopold. "Dieser Schiele kann so zeichnen wie die alten Meister, aber er hat die Themen unserer Zeit", habe Rudolf Leopold gesagt – und 180 Zeichnungen Schieles zum "zentralen Kern" der Sammlung gemacht.

"Linie & Form" im Leopold Museum

Eine Aktzeichnung von Egon Schiele mit einer roten Bluse.

Eine Bleistiftzeichnung einer sitzenden Frau mit verschränkten Armen.

Eine sitzende, weibliche Aktfigur in einer Zeichnung auf braunem Papier.

Eine Kohlezeichnung von zwei älteren, gebeugten Männern, die sich auf Stöcke stützen.

Eine expressive Kohlezeichnung eines Mannes mit angespanntem Gesichtsausdruck.

Ein riesiger Totenkopf mit einem Auge auf dem Kopf taucht neben einem sinkenden Boot auf.

Eine Tuschezeichnung eines Frauenporträts mit geschlossenen Augen.

Eine Kohlezeichnung einer Frau mit Hut im Profil.

Eine Skizze einer sitzenden, weiblichen Aktfigur mit rotem Lippenstift auf einem gemusterten Untergrund.

Eine Kohlezeichnung einer liegenden, unbekleideten Person.

Im untersten Geschoß des Museums sind aus diesem Kern nun 100 Stücke herausgeschält, die Mehrfaches zu leisten versuchen: Die "überragende Bedeutung", die die Zeichnung laut Elisabeth Leopold in der Sammlung spielt, zu dokumentieren. Gustostücke von Schiele, Klimt, Kokoschka und anderen auszustellen. Und auch anhand mehrerer Arbeiten darzustellen, wie sich das Schaffen einzelner Künstler, etwa von Alfred Kubin, entwickelt hat.

Überraschendes

Eine Kohlezeichnung von zwei sich umarmenden Personen.
Pressebild
Die Erwartungen an eine derartige Schau im Leopold Museum werden dabei erfüllt: Von Klimt gibt es Vorstudien zu großen Gemälden wie dem Beethovenfries und "Die Hoffnung II"; von Schiele wiederum erotische Blätter und u. a. eine Krumau-Studie.

Rund um diese zwei zentralen Künstler wird es überraschender: Etwa mit dem "Giraffenfräulein" Oskar Laskes, das dieser für das Jörgerbad in Wien entworfen hat; oder auch bei einer frühen Zeichnung von Arnulf Rainer (um 1950) einer nackten Frauengestalt in einer windzerzausten Landschaft.

Die Schau ist durchzogen von einer Intervention von Hannes Mlenek, dessen temporäre "Körperformen" auf den Wänden "aus dem Rahmen fallen", wie der Künstler schildert. Zeichnungen, sagt er, stehen "sehr nahe der Handschrift" und zeugen von einer "gewissen Art der künstlerischen Ehrlichkeit".

Ausstellung: Das Leopold Museum zeigt bis 20. Oktober 100 Zeichnungen aus der eigenen Sammlung, u. a. von Klimt, Schiele, Kokoschka, Kubin. Kuratoren: Fritz Koreny und Franz Smola.

Info: Öffnungszeiten und Details unter www.leopoldmuseum.org

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