Liebe und Klamauk
Ein Sandstrand mit dicht aneinandergedrängten Badeliegen und Sonnenschirmen, eine Bar namens Adina, ballspielende Kinder, Strandaerobic, eine Stranddisco, eine riesige Hupfburg inklusive Badeschaum: Damiano Michelietto hat am Grazer Opernhaus „L’elisir d’amore“ ordentlich aufgemischt und diese an einen typischen, italienischen Badestrand verlegt. Bunt, grell, frech sind Szene (Paolo Fantin) und Inszenierung – eine Koproduktion mit Valencia und Madrid, wo sie schon zu sehen war. Die szenische Einstudierung in Graz erfolgte von Eleonora Gravagnola.
Der italienische Regisseur sprüht nur so vor Ideen und Gags. Verspielt, detailreich und rasant lässt er die Geschichte ablaufen. Nur werden Tempo und Klamauk immer wieder überzogen. Die beinahe pausenlosen, wenig subtilen Aktionen überfrachten und neigen dazu, die Handlung zu persiflieren. Vieles davon ist nicht notwendig, denn die Figuren sind von den Autoren schon trefflich charakterisiert.
Gockel und Dealer
So tritt Dulcamara (Wilfried Zelinka singt und spielt ihn stark überzeichnet mit etwas mulmigem Bass) mit vier Cheerleaderinnen in einem Jeep, der eine riesige Getränkedose „Energy Elixier“ am Dach mitführt, auf und entpuppt sich letztlich als Drogendealer. So erscheint der Aufreißer Belcore (André Schuen singt ihn prächtig und stimmgewaltig) wie ein Gockel in schicker Matrosenuniform auf seiner Vespa, geht gleich einmal duschen und buhlt ungeniert um Adina, die kapriziöse Inhaberin der Bar – die eingesprungene Margareta Klobucar singt sie perlend und flexibel.
Aber zuletzt gewinnt sie doch Nemorino, hier ein Bademeister, der auch Mist wegräumen muss. Wie schon 2011 zu Pfingsten unter Riccardo Muti („I due Figaro“ von Mercadante) begeistert Antonio Poli auch in Graz, wo er heuer noch in zwei anderen Partien zu erleben sein wird (als Fenton in „Falstaff“, den er demnächst auch an der Scala singen wird, und als Gasparone). Er punktet mit seinem außergewöhnlich schönen, wunderbar lyrischen, geschmeidigen und höhensicheren Tenor. Gianetta (Tatjana Miyus) ist eine quirlige Serviererin.
José Miguel Eksandi, der manchmal den gut singenden Chor einfangen muss, lässt bei den Grazer Philharmonikern die eingängigen Melodien nicht nur lebhaft funkeln, sondern fallweise auch ordentlich kichern. Manchmal fehlt es jedoch an duftiger Leichtigkeit.
Ovationen!
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