Leseerinnerung an Nöstlinger: So hatte noch niemand zu einem geredet

Leseerinnerung an Nöstlinger: So hatte noch niemand zu  einem geredet
Die Bücher der Autorin zu lesen, war ein prägendes Erlebnis: Plötzlich wurde man als Leser ernst genommen.

So hatte noch niemand mit mir gesprochen, damals, als ich noch kleiner war und mit niemandem "auf Augenhöhe", weil alle eben größer waren. Bei Christine Nöstlinger aber begegneten einem Menschen, keine Figuren, Menschen auf Augenhöhe. Berichteten aus ihrem Leben, das komisch sein konnte - was, ein Gurkenkönig? - oder einsam ("Austauschkind") oder von Gefahren und Geschichten erfüllt, die man nicht verstehen konnte ("Rosa Riedl Schutzgespenst"), aber das machte nichts. Denn es wurde einem die Gewissheit gegeben, dass man es verstehen könnte, dass man ein vollwertiger Leser ist, der nicht bevormundet wird, der ruhig auch mal gefordert, und sogar überfordert werden durfte.

Hinter den Buchstaben schauten Welten hervor, die man erahnte, und Maßstäbe, die sich erst formten. Dass man zusammenhalten soll. Und dass es nichts macht, wenn mal wer grantig ist. Dass Dinge passieren, von denen es sich lohnt zu erzählen. Und die es lohnt zu wissen. Sie hat gewusst, wie Kinder reden und denken. Und sie musste dafür Kinder nicht einmal besonders mögen. Sondern nur ernst nehmen.

Christine Nöstlinger hat Generationen geprägt, auch meine. Sie hat uns Geschichten mitgegeben, die unsere Entwicklung beeinflusst haben. Und die Lesen als besonderes Erlebnis erlebbar gemacht haben. Und ja, das ist auch ein Auftrag, das weiterzugeben. Kinder haben heute viel mehr Möglichkeiten, prägende Erfahrungen zu machen. Die des Lesens sollen und dürfen sie nicht missen.

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