Leopold Museum: Kaufmännischer Direktor geht

Peter Weinhäupl wird das Leopold Museum verlassen. In der Vorstandssitzung der Leopold Museum-Privatstiftung gab der Kaufmännische Direktor am Montag bekannt, keine Verlängerung seines Anfang 2016 auslaufenden Vertrages anzustreben. Wann er geht, wolle er später entscheiden - er wolle zumindest bis zum Sommer 2015 bleiben.
Im Gegenzug beschloss der Vorstand, die Positionen des Kaufmännischen und des Museologischen Direktors ehestmöglich und zeitgleich neu auszuschreiben.
Umstrittene Doppelfunktion
Seit dem Rücktritt des Museologischen Direktors Tobias Natter im Herbst 2013 ist diese Position interimistisch mit dem Sammlungskurator Franz Smola besetzt. Natter hatte damals seinen Rücktritt in einem KURIER-Interview damit begründet, dass der Vorstand nichts gegen eine gleichzeitige Tätigkeit Weinhäupls in der seiner Meinung nach umstrittenen und intransparenten, über Klimt-Werke aus der ehemaligen Sammlung Ucicky verfügenden Klimt-Foundation habe.
Weinhäupls ehrenamtliche Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender der Klimt-Foundation habe mit seiner jetzigen Entscheidung "nichts zu tun", wurde Weinhäupl am MIttwoch in einer Pressemitteilung der Leopold Museum-Privatstiftung zitiert.
Im guten Einvernehmen
"Mein Rückzug ist rein freiwillig und im guten Einvernehmen, ich konnte davon ausgehen, dass mein Vertrag als Kaufmännischer Direktor um weitere fünf Jahre verlängert worden wäre", betonte Weinhäupl gegenüber der APA. "Es gibt vielerlei Perspektiven. Einerseits gibt es konkrete Perspektiven in anderen Kulturstiftungen, andererseits werde ich mein Know-how als Kulturmanager in der Wissensvermittlung in diversen universitären Einrichtungen in Österreich und Deutschland einbringen", so Weinhäupl zur APA. "Meine Vorstandstätigkeit in der Klimt-Foundation werde ich ebenfalls weiter betreiben, hier laufen zahlreiche wissenschaftliche Projekte."
Zumindest bis Sommer diesen Jahres
Er werde nicht vor Sommer 2015 ausscheiden, der Stiftung noch bis zur Genehmigung der Bilanz des Geschäftsjahres 2014/'15 und der Neubesetzung der beiden Direktoren-Posten zur Verfügung stehen, die nun gleichzeitig erfolgen könne. Durch die Doppelausschreibung "werden völlig neue, größere Weichenstellungen für das Museum möglich".
Als wichtigste Fragen, denen sich sein Nachfolger bzw. seine Nachfolgerin widmen müsse, nannte Weinhäupl die Integration der Sammlung Leopold 2, die mittelfristige finanzielle Absicherung des Hauses, die Errichtung der "Libelle" am Dach des Leopold Museums und die Verfolgung von mittelfristigen Visionen, "bis hin in Richtung eines gemeinsamen Museumsquartiers, das alle drei großen Institutionen zu einem gemeinsamen Ganzen zusammenführt. Dabei soll das Leopold Museum eine führende Rolle spielen."
Natter: "Gute Entscheidung"
Den Rückzug von Weinhäupl kommentiert Natter als "gute Entscheidung, die überfällig war". Er wolle sie "im Moment nicht weiter kommentieren. Aber das Museum gewinnt damit wieder Handlungsspielraum, den es als eine der großartigsten Sammlungen Österreichs unbedingt verdient."
Es war ein großes Erdbeben: Vor eineinhalb Jahren hat der museologische Direktor des Leopold Museums, Tobias Natter, unter Protest seinen Job hingeschmissen. Er hatte scharfe Kritik an seinem kaufmännischen Kollegen Peter Weinhäupl geübt. Der ging letztlich als Gewinner aus der Auseinandersetzung: Weinhäupl blieb kaufmännischer Direktor und übte auch weiter die - von Natter heftig kritisierte - Vorstandstätigkeit in der wegen Raubkunstvorwürfen umstrittenen Klimt-Ucicky-Stiftung aus.
Der Bruch im Haus blieb aber. Die Familie Leopold - Sammlerwitwe Elisabeth und Sohn Diethard - äußerten sich zwar kritisch gegenüber Weinhäupls Vorgehen und sahen das eigene Haus nach Natters Rücktritt vor einem Scherbenhaufen stehen. Elisabeth Leopold kritisierte auch öffentlich den Vorstandsvorsitzenden der Leopold Museum-Privatstiftung, Sektionschef Helmut Moser vom Kulturministerium.
Folgen hatte das alles aber keine.
Und im Gegensatz zu anderen Großkultureinrichtungen hat es das Museum in Folge geschafft, den Finger draufzuhalten: Der intern schwelende Konflikt blieb intern, der Posten Natters wurde interimistisch und intern besetzt.
Nun gab Weinhäupl bekannt, das Museum ebenfalls zu verlassen. Im besten Einvernehmen, wie betont wird - das kleine folgt auf das große Erdbeben. Das Leopold Museum sucht nun also nicht nur einen, sondern gleich zwei Direktoren. Dass das Leopold Museum dadurch Distanz zum Raubkunst-Thema rund um die Ucicky-Stiftung bekommt, kann dem Haus nur gut tun. Dass nun aber die Weichen für die kommenden Jahre ganz neu gestellt werden, wird vehementes internes Tauziehen zur Folge haben. Und dadurch vielleicht noch mehr (kleine oder große) Erdbeben.
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