Leonardo Da Vinci als Blockbuster

Menschen stehen Schlange vor der National Gallery in London für eine Leonardo da Vinci Ausstellung.
Beim Shopping ist man ja Massenandrang gewöhnt: Dass aber eine Ausstellung in Londons National Gallery so ein Publikumshit ist, ist außergewöhnlich.

Es ist jeden Morgen das gleiche Bild: Ab acht Uhr bilden sich vor der National Gallery nahe dem Trafalgar Square lange Menschenschlangen. Warten geduldig auf die Öffnung des Museums um punkt 10 Uhr. Drängen nicht, murren nicht, hoffen nur ein bisschen: Denn wer nicht schon eine Karte zur "Da Vinci"-Ausstellung reserviert hat, hat fast keine Chance.

"Wir vergeben täglich nur ganz kleine Kartenkontingente", erklärt Press Officer Alexandra Moskalenko, "mehr geht einfach nicht. Alle halben Stunden werden 230 Menschen in die Schauräume eingelassen."

Leonardo Da Vinci als Blockbuster

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Leonardo Da Vinci als Blockbuster

Leonardo Da Vinci als Blockbuster

Leonardo Da Vinci als Blockbuster

Leonardo Da Vinci als Blockbuster

Mailänder Zeit

Bis zum letzten Ausstellungstag am 5. Februar ist die Leonardo-Da-Vinci-Ausstellung in London ausgebucht. Zu Recht, muss man sagen, denn die Schau ist spektakulär: Neun der 15 unbestritten von Da Vinci gemalten Gemälde sind im Sainsbury Wing der Galerie zu sehen, inklusive Skizzen und ausführlicher Entstehungsgeschichte. Die "Mona Lisa" ist nicht dabei – die gibt der Louvre nicht her.

Dafür ist "Die Dame mit dem Hermelin" zu sehen, die mit graziler Hand das Tier in ihrem Arm zu streicheln scheint. Da Vinci arbeitete an dem Porträt der Cecilia Gallerani, das seit 1880 im Czartoryski-Museum in Krakau hängt, länger als an der "Mona Lisa".

Oder das edle Hoffräulein aus dem Louvre, das als "La Belle Ferronière" bekannt geworden ist.

Alles Werke aus der Zeit, die der Malerfürst am Hof der Mailänder Adelsfamilie Sforza verbrachte. Da Vinci war Ende des 15. Jahrhunderts von Florenz nach Mailand gekommen, um eine Anstellung beim eben erst an die Regentschaft gelangten Ludovico Sforza zu finden. Dort wuchs Da Vinci zum Universalgenie: Machte neben der Malerei wissenschaftliche Aufzeichnungen, forschte und tüftelte. Er kam zur Erkenntnis: Der Maler stehe durch seine Fähigkeit, die Natur so schön zu malen, zwischen Natur und Gott. Letztendlich gelange er dadurch näher zu Gott. Die Malerei sei eine Form der Wissenschaft und alles sei zu malen – das Sichtbare und das Unsichtbare.

Religiöse Darstellungen

Einer der Höhepunkte der Schau ist die Gegenüberstellung der beiden Fassungen der "Felsgrottenmadonna", die Da Vinci zwischen 1482 und 1499 und dann zwischen 1506 und 1513 malte. Im direkten Vergleich der beiden Tafeln lässt sich die Entwicklung des Renaissancekünstlers hin zum Metaphysischen gut ablesen. Interessant auch die den Gemälden beigefügten Skizzen, die den Entstehungsprozess der Werke dokumentieren.

Zu sehen ist in London ebenfalls "Salvator Mundi", das Bild Christi als segnender Heilsbringer, das erst vor Kurzem Da Vinci zugeschrieben wurde. Das Gemälde galt lange als verschollen oder zerstört und tauchte vergangenes Jahr bei einem New Yorker Galeristen wieder auf. Namhafte internationale Experten untersuchten das Bild und kamen zu dem Schluss, dass es ein echter Da Vinci sei. Worauf der Wert sofort auf rund 200 Millionen Dollar (142 Millionen Euro) geschätzt wurde. Aber ein Verkauf des Meisterwerks ist ohnehin ausgeschlossen.

INFO: "Leonardo Da Vinci" läuft noch bis 5. 2. 2012. Der Katalog kostet 25 Pfund.

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