Leberkäse, Tod und kein Vin Diesel - die Filmkritiken der Woche
Fast & Furious: Hobbs & Shaw: Partner wider Willen
Harte Kerle, heiße Frauen, schnelle Karren – das Grundrezept von „The Fast and the Furious“ ist denkbar einfach und sorgt seit Beginn der Nullerjahre für klingelnde Kassen. Star und Produzent war bisher Vin Diesel. Aber der neunte und neueste Teil muss ohne ihn auskommen.
Ein „Fast & Furious“-Film ohne Vin Diesel? Kann das überhaupt funktionieren?
Denn gerade er schien für die simple Prämisse zu stehen, die der Reihe den weltweiten Erfolg ermöglichte. Und neben der gekonnten Dramaturgie von Autorennen, die über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg leicht zu verstehen war, legte die Serie zudem seit Teil eins auffallend viel Wert auf einen Moralkodex.
Die Gang wurde stets als eine Familie präsentiert, in der Loyalität über allem steht.
Nicht von ungefähr ist Vin Diesel mit 100 Millionen Anhängern der drittbeliebteste Prominente bei Facebook. Ein brüderliches Image, das offenbar weltweit Männerherzen anspricht. So wurde, als Paul Walker während der Dreharbeiten zu „Fast & Furious 7“ mit einem Sportwagen tödlich verunglückte, die Weiterarbeit am Film über ein halbes Jahr ausgesetzt. Dann wurde er, wie Vin Diesel seinerzeit verkündete, „Paul zu Ehren“ doch fertiggestellt. Mit Doubles, die für Walker einspringen mussten.
Nun kommt das erste Spin-Off ins Kino – ohne Vin Diesel, dafür mit Dwayne Johnson und Jason Statham. Vin Diesel verkündete stattdessen ein „Fast & Furious 9“, das angeblich bald ins Kino kommen soll. Dwayne Johnson musste aus dem Projekt aussteigen, weil er mit dem „Hobbs & Shaw“-Film beschäftigt war, den er auch selbst produzierte.
Um es kurz zu machen: Viel Unterschied zum Original werden die Fans schneller Autos nicht bemerken. In den vorangegangenen Teilen waren The Rock und Statham bereits in den Rollen eines Secret Service-Agenten und Ex-Elitesoldaten als Kontrahenten zu sehen. Diesmal zwingt ein internationaler Terrorist, brillant-bedrohlich gespielt von Idris Elba, das Duo nun zu unfreiwilliger Zusammenarbeit.
Das Spin-Off funktioniert übrigens ganz nach dem bisherigen Erfolgsrezept – mit spektakulären Verfolgungsjagden. Dass Vin Diesel nicht dabei ist, macht sich in einem Mangel an bisher üblichen Dialogwitzchen bemerkbar, die aber durch Schauspieler-Highlights wie Idris Elba und Helen Mirren ausgeglichen werden.
Love After Love: Ein wenig chaotisch – wie eben das Leben so spielt
Was ist Glück? Darüber unterhalten sich Suzanne und ihr Sohn Nicholas. Susanne betont geradezu leidenschaftlich, dass ihre Söhne Nicholas und Chris sie glücklich machen. Und frech fügt sie hinzu: „Dein Vater ist auch im Bett ziemlich gut.“
Diese Szene am Beginn des Films etabliert die Charaktere, die im Lauf der Geschichte ihre zum Teil recht tragischen Rollen spielen: Suzanne ist College-Professorin und mit ihrem Uni-Kollegen Glenn verheiratet. Als Glenn schwer an Krebs erkrankt, beschließt die Familie, die letzten Tage oder Wochen gemeinsam mit ihm zu verbringen.
In seinem Regie-Debüt erzählt der Schriftsteller Russell Harbaugh diese Geschichte nicht geradlinig, sondern in Form einer geradezu pointilistischen Collage aus Momentaufnahmen, die die seelischen Zustände der Protagonisten illustrieren und dabei darauf vertrauen, dass das Publikum sie entsprechend deuten kann. Ein wenig durcheinander und chaotisch – wie eben das Leben so spielt.
In einer dieser Momentaufnahmen wird auch der Gesundheitszustand und nahe Tod von Glenn angedeutet. Er will für Suzanne ein Gedicht rezitieren. Dass er dabei eine Zigarette in der Hand hält, ist in amerikanischen Filmen heutzutage immer ein Zeichen dafür, dass sein Charakter und/oder seine Gesundheit angeschlagen ist. Die raue, brüchige Stimme deutet auf ein Lungenleiden. In der nächsten Szene kämpft er bereits mit dem Tod. Nach dem herzzerreißenden Geräusch seines letzten Atemzugs wirkt das mechanische Klappern der Trage, mit der der Vater weggetragen wird, für Suzanne und ihre Söhne unerträglich banal. Danach kämpfen die Hinterbliebenen um emotionalen Halt, den jeder einzelne auf seine persönliche Art und Weise zu finden hofft.
Und wieder sind es kurze Einblicke und Momente, in denen man Zeuge wird, wie Susanne und ihre Söhne versuchen, ihre Trauer zu bewältigen. Chris betrinkt sich bei einem Familientreffen, Nicholas versucht, sich durch mehr oder weniger romantische Affären abzulenken. Immer wieder kommt es zu Spannungen zwischen Mutter und Söhnen, denn auch Suzanne sucht Halt in den Armen eines anderen Mannes.
Das große Plus des Films ist Andie MacDowell als Suzanne. Sie gibt dieser Frau und ihrer bisweilen allzu melodramatischen Geschichte Glaubwürdigkeit, Anmut und Tiefe.
Leberkäsjunkie: Mit Gemüse im Magen lässt sich nur schwer ein Mord aufklären
Ein typischer Eberhofer-Krimi – auf vorhersehbare Weise unterhaltsam, auch wenn die Ermittlungen diesmal ziemlich spät und langsam in Gang kommen.
In der bisher sechsten Verfilmung der kulinarischen Krimis von Rita Falk ermittelt der bayrische Dorfpolizist einmal mehr in Niederkaltenkirchen. Diesmal ist das Haus von der Mooshammer Liesl abgebrannt, und in den verkohlten Trümmern des Fremdenzimmers liegt eine bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Leiche. Aber wenn sein Spezi, der Birkenberger Rudi, nicht wäre, dann hätte der Franz die Klärung des Mordfalls nicht selbst übernommen, sondern die Leiche viel lieber in die Gerichtsmedizin nach München transportiert.
Aber der Reihe nach: Der Franz Eberhofer ist auf Diät gesetzt. Sogar die Oma, sonst immer die Erfüllerin seiner Fleischeslüste, kocht auf Anweisung des Arztes nur mehr „gesund“. Und nur mit Gemüse im Magen kommen die Ganglien, die Franz für die Aufklärung des Mordes strapazieren müsste, nur schwer in Fahrt. Aber der Kriminalfall kommt angesichts der privaten Probleme ohnehin etwas (zu) kurz. Denn die Mooshammer Liesl hat sich bei der Oma einquartiert, und neben der eigenen Nachwuchsförderung muss sich Franz auch um seine Cholesterinwerte kümmern.
An sich sind die privaten Geplänkel im Hause Eberhofer (fast) immer eine willkommene Würze zum Kriminalfall, aber diesmal nehmen sie doch überhand. Die Aufklärung des Falles ist eher wenig spektakulär – auch wenn sie mit einer Überraschung aufwartet. Außerdem ermuntert der deftige Humor mit bayrischen Wirtshaus-Charme nicht mehr gar so oft zum Schmunzeln wie in den vorherigen Filmen.
Die diesmal servierte Eberhoferdiät ist kein g’schmackiger Leberkäse, sondern eher ein „gesunder“ Blattsalat. Kaum gewürzt, nur mit ein paar Tropfen Dressing. Als leichte Sommerkost aber gut verdaulich.
Benjamin Blümchen
Der sprechende Elefant namens Benjamin Blümchen muss als „Werbegesicht“ für einen Zoo verhindern, dass die dort ansässigen Vierbeiner Opfer von Kommerzialisierungsideen werden. Nette Kinounterhaltung – für Kinder und Nostalgiker.
Nonna Mia! – Liebe ohne Abzüge
Claudia, eine Kunstrestauratorin, kann ihr Leben nur mit Hilfe der monatlichen Rente ihrer Großmutter finanzieren kann. Was also tun nach deren Tod? Ab in die Gefriertruhe statt ins Grab! Oberflächliche, aber unterhaltsame Komödie.
Peter Lindbergh – Women’s Stories
Weibliche Models in weißen Männerhemden, eher dezent geschminkt – das war in der Fashionfotografie der 80er-Jahre revolutionär. Der deutsche Fotograf Peter Lindbergh hat damit eine neue Ära eingeläutet und das Bild von weiblicher Schönheit verändert. Spannende Doku, in der Lindbergh Einblicke in seine Tätigkeit gibt und seine persönliche und bewegende Lebensgeschichte erzählt.
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