Lange verschollener Mozart-Brief für sechsstelligen Betrag gekauft

Lange verschollener Mozart-Brief für sechsstelligen Betrag gekauft
Stiftung Mozarteum Salzburg erwarb Schreiben mit typisch Mozartschen Hinweis auf "Scheishäusel".

Für einen sechsstelligen Betrag hat die Stiftung Mozarteum Salzburg einen von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) verfassten Brief an seinen Kollegen und guten Freund Anton Stoll erworben. Mozart bittet Stoll in dem Schreiben wenige Monate vor seinem Tod, ihm die Noten zu zwei Werken zu schicken, die sie zuvor gemeinsam aufgeführt hatten.

Mozart garnierte seine Bitte mit einem kurzen Gedicht und einigen Scherzen, datiert ist der Brief mit der Zeile „Scheishäusel den 12. Juli“. „So können wir Mozarts frivolen Spaß weltweit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen“, sagte Stiftungs-Präsident Johannes Honsig-Erlenburg am Dienstag.

Der Brief befand sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts durchweg in Privatbesitz – prominentester Vorbesitzer war Johannes Brahms – und konnte nur anhand von Fotografien studiert werden.

Der Brief im Wortlaut

liebster Stoll!
bester knoll!
grösster Schroll!
bist Sternvoll! –
gelt, das Moll
thut dir Wohl? –
Ich habe eine bitte an Sie, und die ist, Sie möchten
die güte haben mir gleich mit dem ersten Wagen
morgen die Messe von mir ex B, welche wir verflossenen
Sonntag gemacht haben, sammt dem Graduale ex B vom
Michael Haydn Pax vobis – so wir auch gemacht haben,
herein schicken – versteht sich, nicht die Partitur, sondern
die Stimmen – weil ich gebeten worden bin in einer
kirche eine Messe zu dirigiren; – glauben sie nur
nicht daß es so eine Ausflucht seye die Messe wieder zu
haben – wenn ich sie nicht gerne in ihren Händen
wüsste, würde ich sie ihnen nie gegeben haben. –
im gegentheile mache ich mir ein vergnügen, wenn ich
ihnen eine Gefälligkeit erweisen kann. – ich verlasse
mich ganz auf Sie, denn ich habe mein Wort gegeben.
Wienn den 12t: Jull. [1]791. Mozart


Seite 2 (mit verstellter Handschrift)

Bester Herr v Schroll!
Setzen Sie uns nicht an sonst sitzen wir in dreck:
meine herzlich zärtliche Handschrift giebt Zeuge ab,
der Wahrheit, was Sie Hr: v Mozart ersuchte,
folglich – die Meß und das graduale v Mich Haydn
oder keine Nachricht von seiner opera.
Wir werden Ihnen selbes alsogleich zurücksenden.
Apropo erweisen Sie mir eine gefalligkeit
meiner lieben Theres einen Handkuß auszurichten,
wo nicht – ewige Feindschaft – davon
muß Ihre Handschrift Zeuge sein, so wie
die meinige gegenwärtig. Alsdann sollen
Sie richtig die Michl Haydnsche Meß bekommen
um welche ich meinem Vater schon geschrieben
habe. Also ein Mann hält sein Wort!
Ich bin Ihr
ächter Freund
Franz Siessmayer
Scheisdreck.

Scheishäusel den 12 Juli

(Transkription: Mozarteum)

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