"La Traviata" punktet mit der Besetzung
Es war ein Opernabend, nach dem man so schnell nicht einschlafen konnte. Ein Musikerlebnis der besonders eindringlichen Art. Die aktuelle Aufführungsserie von Giuseppe Verdis „La Traviata“ an der Wiener Staatsoper kann mit einer hervorragenden Besetzung punkten.
Vittorio Grigolo präsentierte sich erstmals im Haus am Ring. Der italienische Tenor singt bereits mit Erfolg auf der ganzen Welt und fegt nun als Alfredo über die Bühne. Jung und ungestüm, mit ungemein voluminöser Stimme, exzellentem Aussehen und hingebungsvollem darstellerischen Einsatz.
Seine Violetta ist die Rollendebütantin Maija Kovalevska. Ein ausgewogen geführter Sopran mit federleichter Höhe und jugendlicher Frische. Im ersten Bild wollte allerdings die wahrlich nicht berühmte Regie von Jean-François Sivadier (2011 erstmals gezeigt) ausgerechnet bei Kovalevska nicht so recht greifen. Vor allem die teils fahrige Bewegungschoreografie verfehlte ihre (zugegeben zweifelhafte) Wirkung.
Fokus und Zentriertheit erhielt die Szenerie schließlich mit dem Erscheinen von Thomas Hampson in der Rolle des Giorgio Germont. Eine reife Leistung.
Einfühlsam und sicher Donna Ellen als Annina, medioker die Flora der Lena Belkina. Am Pult (ohne Partitur) des Orchesters der Wiener Staatsoper ein animierender Marco Armiliato, der Verdis aus Dumas’ „Kameliendame“ geborenen Dauerbrenner im kleinen Finger hat. Eine „Traviata“ an die man sich gerne erinnert.
KURIER-Wertung: **** von *****
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