Kunstmesse Salzburg: Der Handel sucht neue Schätze der Moderne
In den Gängen der „Art and Antique“-Messe in der Salzburger Residenz belauscht der KURIER zwei Kunsthändler. „Die klassische Moderne is’ nimmer das, was sie einmal war, dass wiss’ ma ja“, sagt der eine. „Aber was wird dann Bestand haben?“ fragt der andere. „Das Neue von jetzt?“
Der kleine Dialog bringt das Generationendrama des Kunstmarkts auf den Punkt. Denn während Meisterwerke etwa aus der Epoche „ Wien um 1900“ selten und nur mehr zu hohen Preisen zu haben sind, wartet eine Menge anderer, auch nicht schlechter Kunst auf Käufer. Diese haben sich aber mit ihrem Geschmack oft weiter bewegt, teils aus der Reichweite des traditionellen Kunsthandels weg.
Die Salzburger Messe reflektiert diese Entwicklungen. Abstrakt-gestische Malerei von Staudacher über Prachensky zu Nitsch, wie sie in Vorjahren noch so manchen Messestand flutete, ist hier seltener geworden. Auch Alte Meister muss man suchen – sie seien hierzulande einfach schwer verkäuflich, sagt Alfred Kolhammer, der in früheren Jahren noch Barockgemälde angeboten hatte. Er hat jetzt einen Andy-Warhol-Siebdruck, der Mao Tse-Tung zeigt, am Stand (80.000 €), dazu ein interessantes Selbstporträt von Egon Schieles einstigem Weggefährten Erwin Osen, das dieser in den 1930ern malte (28.000 €).
Die Tendenz, einstigen Randfiguren der Wiener Moderne eine größere Bühne zu geben, ist nicht zu ignorieren – Markt und Museumswesen sind dabei kommunizierende Gefäße.
Der Wiener Kunsthandel Hieke etwa profitiert von der Belvedere-Schau „Stadt der Frauen“, wo die Künstlerinnen Helene Funke und Broncia Koller-Pinell prominent vertreten sind: Hieke hat sie seit langem im Programm, auf der Messe kosten die Bilder 40.000 bis 120.000 €.
Die Galerie bei der Albertina/Zetter lockt mit einem großen Blumenbild des einstigen Demel-Besitzers Friedrich Berzeviczy-Pallavicini, dessen Werk demnächst in einer Ausstellung präsentiert wird (48.000 €).
Und ein Echo der Retrospektive von Christian Ludwig Attersee im Belvedere 21 ist bei Wienerroither & Kohlbacher zu vernehmen, wo frühe Zeichnungen um 3500 € zu haben sind – versteckt hinter einem monumentalen Bild von Max Weiler, das einst im Kanzlerbüro von Wolfgang Schüssel hing (480.000 €).
„Zeitgenössisch“ war jede Kunst einmal, danach ist sie Modezyklen unterworfen: Der Kunsthandel hat dabei die Balance zwischen Beharrlichkeit und Geschäftssinn zu treffen. Das allein ist schon ein Kunststück für sich.
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