Kunsthalle: Vorstand steht hinter Matt
Fünf eidesstattliche Erklärungen, ein massiver Vorwurf: Gerald Matt, Direktor der Kunsthalle Wien, soll in den Jahren 1998 bis 2005 private Dienstleistungen über das Ausstellungshaus verrechnet haben - und das "in beträchtlichem Umfang", wie das Nachrichtenmagazin profil in seiner morgen, Montag, erscheinenden Ausgabe berichtet. Kunsthalle-Präsident Thomas Häusle weist die Vorwürfe in einer der APA am Sonntag überbrachten Stellungnahme des Vorstands zurück und betont "mit aller Entschiedenheit, dass zu keiner Zeit private Leistungen für Dr. Matt aus Mitteln der Kunsthalle beglichen wurden". Man werde das Kontrollamt aber "auf Wunsch" des Kunsthalle-Chefs ersuchen, "im Zuge seiner zur Zeit laufenden Prüfungen den Behauptungen im profil nachzugehen".
"Angst vor Verleumdungsklagen"
Konkret berichtet das profil von fünf eidesstattlichen Erklärungen von ehemaligen Angestellten der Kunsthalle sowie Freiberuflern, die im Auftrag des Ausstellungshauses arbeiteten. "Aus Angst vor Verleumdungsklagen", so das Nachrichtenmagazin, wollen die Zeugen anonym bleiben. Sie berichten von Reparatur-, Installations-und Transportarbeiten für Matts Privatwohnung, für die Mitarbeiter der Kunsthalle betraut und vom Ausstellungshaus bezahlt worden seien. Hauseigene Betriebsmittel wie "freie Dienstnehmer, der permanent gemietete Transportwagen, die Infrastruktur (Lager, Werkstatt und Werkzeug)" seien dazu herangezogen, Arbeitsstunden für Möbeltransporte oder Arbeiten in der Wohnung an das Ausstellungshaus verrechnet und auf "Kostenstelle 10" gebucht worden.
Stellungnahme des Kunsthalle-Vorstands
Einzelne Zeugen berichten von regelmäßigen Transporten privater Möbel sowie Einbauten und Reparaturarbeiten an Matts Autos, die im Rahmen monatlicher Abrechnungen vom Verein
Kunsthalle Wien bezahlt worden seien. Laut Stellungnahme des Kunsthalle-Vorstands handelte es sich bei den "privaten Möbeln" jedoch um Stücke, die Matt "der Kunsthalle Wien zur Ausstattung seines Büros und des Konferenzzimmers kostenfrei zur Verfügung gestellt hat und noch zur Verfügung stellt". Hinter den Autoreparaturarbeiten stehe lediglich der "Einbau einer gesetzlich vorgeschriebenen Freisprechanlage in ein dienstlich genutztes Fahrzeug".
Die Aussagen einer ehemaligen Kunsthalle-Mitarbeiterin, sie habe wie ihre Kolleginnen "Matts private Bankgeschäfte erledigen, Urlaubsreisen und Treffen mit Bekannten und Freunden organisieren müssen", weist die Kunsthalle als "übliche organisatorische Tätigkeiten eines Chefsekretariats in vergleichbaren Betrieben und Unternehmungen" zurück.
Kritik an Vorwürfen
Generell sei es "bezeichnend", dass die "Behauptungen von seit langer Zeit nicht mehr im Betrieb befindlichen ehemaligen Arbeitern und freien Dienstnehmern der Kunsthalle Wien, die im Zuge einer notwendigen Umorganisation für das Haus seit 2005 nicht mehr arbeiten, nur gegenüber Medien erhoben werden, nicht jedoch den zuständigen Aufsichtsbehörden der Kunsthalle Wien angezeigt wurden". Auch der Zeitpunkt der eingebrachten Vorwürfe - nämlich erst jetzt, "obwohl sie im Zeitraum von 1998-2005 vorgefallen sein sollen" - wird von
Häusle in der Stellungnahme kritisiert. Es sei "eigenartig", dass die Behauptungen sich auf Jahre beziehen, "die von der Belegaufbewahrungspflicht nicht mehr erfasst werden".
Zudem sei für einen Teil dieser Zeitspanne bereits eine umfassende Kontrollamtsprüfung erfolgt (1998-2002), die Jahre von 2002 bis 2010 sind Thema einer derzeit laufenden umfassenden Untersuchung durch das Kontrollamt. Die laufende Geschäftsführung sei außerdem "immer wieder von den zuständigen Kontrollorganen, also Vorstand, Generalversammlung, Kassier, Rechnungsprüfer sowie Kontrollamt und Rechnungshof geprüft worden und ist ordnungsgemäß".
Keine Stellungnahme der Geschäftsführung
Bettina Leidl, noch bis Ende November Geschäftsführerin der Kunsthalle, sowie Matt wollen zu den Vorwürfen nicht Stellung beziehen. VP-Kultursprecherin Isabella Leeb forderte am Samstag in einer Aussendung erneut die "unverzügliche Suspendierung" des Kunsthalle-Direktors. Auch Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) sei "definitiv rücktrittsreif", würde er "versuchen, die Causa auf die lange Bank zu schieben".
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