Kunst-Rundgang: Im Palais der Gegenwart

Kunst-Rundgang: Im Palais der Gegenwart
Der Galerien-Hotspot in der Wiener Eschenbachgasse wird in dieser Woche noch ein Stück heißer

Für Uneingeweihte können Eröffnungen von Kunstausstellungen mitunter abschreckend wirken: Das Gefühl, dass alle Anwesenden außer einem selbst Künstlerinnen oder Künstler, Sammlerinnen, Sammler oder zumindest Auskenner sind, ist auch Ihrem Rezensenten gut vertraut – wie gut, dass sich der Vernissagenbesuch nun an der Spielkonsole üben lässt: „Vernissage for Beginners“ heißt das augenzwinkernde Computergame, das die gebürtige Dänin Line Finderup Jensen als Abschlussarbeit an der Akademie der bildenden Künste einreichte.

Das Werk, bei dem sich Spieler mit Bierflasche oder Weinglas auf Ego-Shooter-Art durch Galerieräume bewegen können, ist im Rahmen des Akademie-Rundganges zu besichtigen, der von heute, Donnerstag (16 Uhr) bis Sonntag stattfindet (Info: akbild.ac.at).

 

Gemeinsam mit anderen Abschlussarbeiten ist Jensens Arbeit Teil der Eröffnungsausstellung des neuen „xE“-Schauraums der Akademie: Ein Ecklokal des Palais Eschenbach, das früher als Computer- und Brautmodengeschäft diente, wurde vom Architekten Ulrich Huhs zu einem großzügigen, zweigeschoßigen Ausstellungsraum adaptiert. Neben Präsentationen von Absolventen werden hier künftig auch kuratierte Themenausstellungen und Veranstaltungen stattfinden.

Akademie trifft Galerie

Die Symbiose der Eschenbachgasse mit der Akademie – deren nahes Hauptgebäude derzeit zur Renovierung eingerüstet ist – hat freilich eine lange Geschichte, siedelten sich doch hier schon vor längerer Zeit zeitgenössische Galerien an.

Kunst-Rundgang: Im Palais der Gegenwart

Deren – stets sehenswertes – Programm wirkt dieser Tage noch etwas Akademie-näher, zumal Ashley Hans Scheirl, Akademie-Prof für „Kontextuelle Malerei“, gleich gegenüber des „xE“-Raums in der Galerie Crone eine fulminante Ausstellung zeigt (bis 2.3.). Das Oszillieren zwischen Geschlechterzuschreibungen ist dabei nur ein Aspekt eines mitreißend souveränen Gestaltungswillens: Wie sich in den Bildern geometrische Abstraktion, surreale Weltlandschaften und atmosphärische Feinheiten mischen, ist schon allein malerisch höchst virtuos. Das theatralische Potpourri, in dem Kackwürste und Kampfpanzer, goldene Finger und die im Stehen pinkelnde Künstlerin eine Rolle spielen, wird in der Galerie als umfassende Rauminstallation mit lila Teppichboden und kastenartigen Bild-Displays wild zelebriert.

Die in punkto Durchgeknalltheit auch nicht unerfahrenen Kollegen der Gruppe Gelatin wirken daneben in der Galerie Meyer Kainer fast wie Meister der formalistischen Reduktion. Sie präsentieren in Styropor gegossene Porträtbüsten aus Gips, die stets nur die Rückseite eines Kopfs zeigen: Ein doch recht gewitzter Zugang zu einem historisch oft beackerten Genre.

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