Kultusgemeinde will Leopold Museum "auflösen"

Das Leopold Museum mit einem Plakat von Egon Schiele an der Fassade.
Kritik an Aussagen von Diethard Leopold im KURIER-Interview

Das KURIER-Interview mit Sammlersohn Diethard Leopold sorgt für heftige Reaktionen. Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) kritisiert insbesondere Leopolds Meinung, dass es künftig in Restitutionsfragen zu Vergleichen und nicht mehr zu Rückgaben belasteter Kunstwerke kommen soll. "Je länger der Holocaust hinter uns liegt, desto weniger gerecht sind Naturalrestitutionen", sagte Leopold. Dies sei eine "Verhöhnung der Opfer des Nationalsozialismus", so die IKG. Sie fordert erneut, "das Leopold Museum in seiner jetzigen Form aufzulösen“.

Diethard Leopold liege mit dieser Ansicht falsch, so Oskar Deutsch und Erika Jakubovits vom IKG-Präsidium. "Es ist nicht fair, dass quasi staatliche Einheiten wie das Leopold Museum Vergleiche erzwingen wollen. Fair ist es, wie es das Kunstrückgabegesetz für staatliche Einheiten vorsieht, geraubte Kunst zurückzustellen.“ Dass Leopold und Andreas Nödl im Herbst aus dem Vorstand der Leopold-Privatstiftung ausscheiden, sei eine gute Gelegenheit, das Museum aufzulösen. Die Klimt- und Schiele-Werke umfassende Sammlung könne anschließend dem Belvedere übergeben und die weiteren Bestände „entsprechenden anderen Museen überlassen werden“.

Schulden

Auch der Grüne Kultursprecher Wolfgang Zinggl sieht nach Leopolds Aussagen "offene Fragen". Die Stiftung habe „Schulden bei sich selbst“, hatte der in der Leopold Museum-Privatstiftung vertretene Sohn des Sammlers und Museumsgründers Rudolf Leopold gesagt. "Welcher Rückzahlungsplan liegt den Schulden zugrunde und wie können sie zurückgezahlt werden, ohne die SteuerzahlerInnen zu belasten? Wer hat das Recht, Kredite zu vergeben, die durch nichts gedeckt sind als durch die Hoffnung auf eine Erhöhung der staatlichen Subvention?“, fragt Zinggl und zieht einen Vergleich zu einem Gebaren in der Theaterwelt, das mittlerweile die Gerichte beschäftigt: „Das Burgtheater lässt grüßen.“

Museum: "Korrekt und sinnvoll"

Die Leopold Museum-Privatstiftung habe „wirtschaftlich korrekt und sinnvoll“ agiert, als sie „anstelle einer Fremdfinanzierung zur Liquiditätssteuerung teilweise die bestehende Rücklage“ aus dem Verkauf des Schiele-Bildes „Häuser mit bunter Wäsche“ in Anspruch genommen habe. Dies betonte die Stiftung in einer Stellungnahme gegenüber der APA.

Eine Fremdfinanzierung des kumulierten operativen Verlusts von rund 2,67 Mio. Euro „hätte höhere Kosten verursacht, als der entsprechende Verzicht auf Ertragszinsen“. „Um die Liquidität des Museums unterjährig sicherzustellen“, sei daher teilweise die bestehende Rücklage in Anspruch genommen worden. „Die Leopold Museum-Privatstiftung stellt klar, dass die Veräußerungsgewinne aus Kunstverkäufen zum Zwecke von Vergleichszahlungen rückgestellt und die Gelder entsprechend veranlagt sind.“ Für das Ende März auslaufende Geschäftsjahr 2014/15 werde - „trotz der im Vergleich mit ähnlichen Museen geringen jährlichen Subventionierung (3,3 Mio. Euro)“ - ein ausgeglichenes Ergebnis prognostiziert, hieß es seitens der Stiftung.

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