Im Mittelpunkt steht der Widerstand der Jungen, z.B. schreit der Sohn vom Fischhändler (er hat Zöpfe): Es wird bald keine Wildschweine mehr geben, weil sie „überjagt“ werden!
Und der Sohn des Fischhändlers (er hat Zöpfe) bezeichnet Obelix als „fett“, wegen der Wildschweine.
Was diesen nicht nur stört, weil es ... falsch ist, sondern weil er sich der Jugend zugehörig fühlt (als nun schon 60-Jähriger).
Hauptperson aber ist ein Mädchen (mit Zopf), das das Leben im gallischen Dorf in Frage stellt.
Es sieht Greta Thunberg ähnlich – was, sagt Zeichner Didier Conrad, „totaler Zufall“ sei: Er und Texter Jean-Yves Ferri „haben den Band beendet, bevor Greta ihre inzwischen berühmte Rede beim UN-Gipfel hielt, ... aber beide sorgen sich um die Zukuft der Erde, und man hat beiden irgendwie die Verantwortung aufgebürdet, die Welt auf gewisse Dinge aufmerksam zu machen.“
Adrenaline heißt die neue Heldin, die Tochter des – historischen – Häuptlings, der gegen Caesar kämpfte und verlor. Adrenaline soll bei Asterix und Obelix Schutz finden, denn Caesar möchte sie zur Römerin umerziehen. Soweit die Handlung, aus der man hätte eine Satire machen können. Der große Erzähler René Goscinny (1977 gestorben) hätte eine gemacht.
Aber „Die Tochter des Vercingetorix“ geriet erneut nur brav.
„Gedankenloses Konsumieren“ und der viele Mist im Meer werden von den Jugendlichen in einem Satz angeprangert. Aber nichts entsteht daraus, nichts beißt zu oder schnappt wenigstens – nur Obelix darf brüllen: „Was habt ihr gegen exzessiven Wildschweinkonsum?“
In Band 35, dem ersten Album ohne den mittlerweile 92-jährigen Albert Uderzo, hatte sich das Wort „Loch“ für schottische Seen immerhin für Sprach-Blödeleien geeignet, und Übersetzer Klaus Jöken hatte viel zu tun, um es im Deutschen noch lustiger zu machen als im Französischen. Was ihm oft gelungen ist.
Aber aktuell war er offensichtlich wenig gefordert. Wenn der Fischhändler-Sohn Miiiesmuscheln putzt und sich darüber beschwert, dass ihm der Vater alles vermiiiesen muss, zählt das schon zu den heiteren Höhepunkten.
An den Zeichnungen gibt es hingegen nichts zu meckern. Der Franzose Didier Conrad überzeugt mit großen Dorf- und Schlachtszenen genauso wie mit kleinen Eichhörnchen und Fischen.
Man hat schon das Gefühl, dass der neue „Asterix“ sagen will: Das Aufbegehren der Jungen ist richtig.
Er gibt leider auch zu verstehen: Verändern werden die Jungen die Alten nicht. Im Dorf werden am Schluss wie immer ganze Wildschweine verschlungen, als hätte es Adrenaline/Greta nie gegeben.
Weltweit startete der neue Comics in 30 Ländern mit fünf Millionen, im deutschsprachigen Raum – und zwar im Egmont Verlag – mit 1,6 Millionen Exemplare.
Jean-Yves Ferri (Text) und Didier Conrad (Zeichnungen):
"Die Tochter des Vercingetorix"
Egmont Verlag
www.egmont.de
Hardcover 12 Euro, Softcover 6,90 Euro
KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern
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