
© /Tiroler Landestheater
Es muss nicht immer eine Neudeutung sein
Kritik: Heinz Zednik inszenierte am Tiroler Landestheater den "Rosenkavalier" absolut werkgetreu.
Sie wagen es nicht, sich direkt anzusehen. Verschüchtert schauen sie weg oder auf den Boden. Erst nach der Überreichung der silbernen Rose trifft sich ihr Blick, dann aber lang, innig und verliebt.
Nicht nur bei dieser Schlüsselszene, während des gesamten Abends faszinieren diese vielen kleinen Blicke und Gesten: Heinz Zednik hat den "Rosenkavalier" von Richard Strauss am Tiroler Landestheater sehr einfühlsam inszeniert und geht dabei ganz auf die zwischenmenschlichen Gefühle der Protagonisten ein. Der beliebte, jetzt vermehrt auch Regie führende, bald 75-jährige Kammersänger mit 50 jähriger Zugehörigkeit zur Wiener Staatsoper, wo er gerade als Hahn im "Schlauen Füchslein" auf der Bühne steht, vollbringt zwar keine Regiegroßtat, bleibt aber immer werkgetreu und punktgenau am Libretto und an der Musik. Traditionell und detailreich ist seine Personenführung, man erkennt sein Vorbild Otto Schenk.
In ausnehmend ästhetischen Kostümen und Bühnenbildern (Ausstattung: Michael D. Zimmermann), etwa mit einem wunderbaren Salon zur Zeit Maria Theresias, lässt er das Werk einfach dort und dann stattfinden, wie es Strauss und Hofmannsthal erdacht hatten.
Gute Besetzung
Die Sänger scheinen es zu genießen: Allison Oakes ist eine gefühlvolle, elegante, sensible Feldmarschallin mit blühendem Sopran und schöner Phrasierung. Sophie Mitterhuber singt die Sophie empfindsam und glockenrein. Valentina Kutzarova ist ein nicht mehr ganz jugendlicher Octavian, sie singt ihn aber exzellent. Andreas Hörl ist ein auffallend junger Ochs. Er singt ihn kraftvoll, ohne dabei derb zu sein. Peter Edelmann ist für den Faninal eine Idealbesetzung. Versiert singen Joshua Lindsay und Jennifer Maines das Intrigantenpaar. Susanna von der Burg ist eine solide Leitmetzerin. Mit wunderbarem Timbre hört man Paulo Ferreira als Sänger.
Obwohl nicht immer perfekt an Intonation, Zusammenspiel und Feinschliff vermag das Tiroler Sinfonieorchester Innsbruck unter Alexander Rumpf mit teils recht straffen Tempi viel an luxuriösem Wohlklang zu verströmen. Es fehlt auch nicht an spannungsvoller Agogik und inniger Emotionalität. Das Publikum goutierte all dies: Großer Jubel für alle Beteiligten!
KURIER-Wertung:
Helmut Christian Mayer
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