Kritik: Renée Fleming und Jewgenij Kissin brillierten in Salzburg

Kritik: Renée Fleming und Jewgenij Kissin brillierten in Salzburg
Die Star-Sopranistin und der Star-Pianist gaben sich mit einen Liederabend die Ehre.

Kritik. Ob es möglich ist, dass die Strahlkräfte von zwei Sternen aus anderen Sonnensystemen einander befeuern, mag die Rezensentin mangels physikalischer Kenntnisse nicht sagen. Dass es künstlerisch möglich ist, demonstrierten Renée Fleming und Jewgenij Kissin bei den Salzburger Festspielen. Die Premiere hätte bereits 2020 sein sollen, doch dann kam Corona und dann musste Kissin seine Hand kurieren. Jetzt ist er zurück, in Bestverfassung und als idealer Partner für die amerikanische Ausnahmesängerin. Famos rollt er ihr bei den Liedern von Franz Schubert einen präzise und emotional gewebten, prächtigen Klangteppich aus. Sie nützt diesen für ihre Gestaltungskunst, Vibrato, ein Hang zu Richard Strauss, den man von dieser Sängerin vorgezogen hätte.

Gefühlswelten

Ein veritables Eintauchen in Gefühlswelten dann bei Franz Liszts deutschen Gedichtvertonungen und später bei dessen französischen Liedern. Fleming lässt ihren Sopran fließen, schmelzen wie Karamel. Aufwühlend intoniert sie Goethes „Über allen Gipfeln ist Ruh“, das Kissin mit andächtiger Erhabenheit einleitet. Danach bringt sie bei Rachmaninow ihre Stimme zum Glühen, nachdem Kissin diesen Block mit dem Lied „Flieder“ in einer Bearbeitung für Klavier virtuos eröffnet. Ein Fest, wie diese beiden einander inspirieren, wie der Pianist seine Sängerin auf sanften, sicheren Händen trägt.

susanne Zobl

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