Aus diesem anfänglich projizierten Zitat entwickelt Paul-Georg Dittrich seine Inszenierung dieser einzigen komischen Oper des Bayreuther Meisters und erzählt sie als kindlichen Traum der fast omnipräsenten Eva, die ihren Walther von Stolzing herbeifantasiert. Diese doch eher beliebige Idee wird in einer bunten Spielzeugwelt (Bühne: Sebastian Hannak), in welcher sich auch immer die Dimensionen verändern, gezeigt.
Die Meister erscheinen als Schachfiguren und mit nicht unterscheidbaren Clowngesichtern. Eva beobachtet sie von einer Deckenlampe aus. Flipperautomaten, wobei man sich im zweiten Akt sogar im Inneren eines solchen befindet, werden vor einer angedeuteten Kulisse von Nürnberg mit zwei riesigen Bratwürsten erkennbar.
Dazu gibt es alle nur erdenklichen, heutzutage scheinbar unvermeidlichen Projektionen. In dieser unschlüssigen Reizüberflutung, vor allem im ersten Akt, herrscht auch noch eine stetige Rasanz, meist extrem kindisch und bemüht witzig, was es den Protagonisten beim Singen nicht leicht macht.
Diese hört man auf hohem Niveau: Mit großer Bühnenpräsenz singt Claudio Otelli den Hans Sachs ungemein kultiviert, ist eine Idealbesetzung dafür.
Scharf und schneidend spielt und singt Martin Achrainer den Beckmesser mit exemplarischer Artikulation. Heiko Börner hört man als baritonal gefärbten, weißhaarigen, reifen Walther mit etwas belegtem Timbre, aber mit allen Spitzentönen.
Erica Eloff fasziniert mit dramatischer Intensität, aber auch als zarte, sensible Eva. Sie muss extrem kindlich im Spiel sein.
Matjaž Stopinšek ist ein wunderbar lyrischer David, Manuela Leonhartsberger eine ausgezeichnete Magdalena. Dominik Nekel meistert die Partie des Veit Pogner mit weichen Tönen, Michael Havlicek ist ein guter Fritz Kothner.
Auch die vielen, kleineren Rollen sind angemessen besetzt. Wie vom Komponisten gewünscht, ist der Chor des Hauses stimmgewaltig zu hören.
Mit großer Durchhörbarkeit, vielen feinen und eleganten Tönen, flüssigen Tempi und ohne Pathos lässt das Bruckner Orchester Linz unter Markus Poschner die Musik herrlich aufblühen. Großer Jubel für die musikalische Seite, viele Buhs für die szenische!
Von Helmut Christian Mayer
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