Kritik "La Finta Giardiniera": Eine Gärtnerin im Fernsehstudio

Von Susanne Zobl
Eine Ansage in den Nachrichten meldet den Mord an der Marchesa Violante Onesti. Nach dem Täter wird gefahndet. Die Mordwaffe ist eine Gartenschere. So beginnt Mozarts „La Finta Giardiniera“ in der Inszenierung von Anika Rutkofsky.
Die Regisseurin verlegt Mozarts Frühwerk in ein Fernsehstudio. Adrian Stapf hat praktikable Bilder wie einen „Fit for Flirt“-Turnsaal, ein Kochstudio und eine Seenlandschaft für die kleine Bühne entworfen.
Die vermeintlich ermordete Violante hält sich undercover als Gärtnerin Sandrina am Hof des Podesta auf. Dort will sie ihren Verlobten, Belfiore, der sie aus Eifersucht fast erdolcht hätte, wiederfinden. Rutkofsky erzählt die vertrackte Geschichte, wie Violante alias Sandrina und Belfiore wieder zueinanderfinden und sich drei weitere Paare formieren, mit einem Überhang zum Klamauk.
Das lenkt vom Musikalischen ab, was aber hier kein Schaden ist. Denn Dirigent Clemens Flick verzichtet mit dem La Folia Barockorchester auf Differenzierungen und Nuancierungen. Sein monotones Dauerfortissimo stattet er mit unnötigen Effekten aus. Dieser Einheitssound aus dem Graben wird nur von den Rezitativen (willkürlich abwechselnd auf Deutsch und Italienisch), und von Pop-Musik-Versatzstücken unterbrochen.
Carina Schmieger zeigt Violante/Sandrina als resolute Marilyn Monroe. Ihr voller Sopran besticht mit warmem Timbre. Tenor Paul Schweinester intoniert auch beim Turnen famos. Adrian Autard punktet als Belfiore mit seiner noblen Tenorstimme und schönen Phrasierungen. Mezzosopranistin Valerie Eickhoff lässt als Ramiro aufhorchen. Michaella Cipriani, Elisabeth Freyhoff und Anton Beliaev wurden wie alle Beteiligten vom Premierenpublikum herzlich beklatscht.
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