Große Schönstimmigkeit im antiken Rom: „La clemenza di Tito“ halbszenisch bei Mozartwoche

Eine Frau setzt sich eine Krone auf dem Kopf, während ein Mann daneben steht.
Viel Raum für Mozart: Jordi Savall am Pult des Le Concert des Nations (Von Helmut Christian Mayer).

Kritik. Wolfgang Amadeus Mozarts letzte Oper „La clemenza di Tito“ über den römischen Kaiser Tito Vespasiano gilt als schwer belebbar.

Deshalb ist es nicht unlogisch, dieses Spätwerk bei der Mozartwoche 2024 nur als semikonzertante Version in der Felsenreitschule zu realisieren. Dafür sorgen Intendant Rolando Villazón höchstpersönlich gemeinsam mit Bettina Geyer, die die in der Oper angesprochenen zeitlosen Themen, wie Machtbessenheit, sexuelle Hörigkeit, Güte, Liebe, Intrige klar und verständlich zeigen. 

Zwei Frauen in Abendgarderobe gestikulieren auf einer Bühne.

Die Protagonisten werden schlüssig und detailliert geführt und dabei berührende Momente gezeigt. Gespielt wird großteils vor dem auf der Bühne befindlichen Orchester und auf zwei einstöckigen, seitlich situierten Elementen, die den Arkaden der Felsenreitschule nachempfunden sind. Damit wird ein passender ästhetischer Rahmen geschaffen. Allerdings muss schon die Frage gestellt werden, ob der riesige Raum für eine Mozart-Oper akustisch überhaupt ideal ist.

Zwei Frauen stehen auf einer Bühne, eine trägt eine Krone.

Verloren

Denn das relativ klein besetzte Originalklangensemble Le Concert des Nations wirkt darin fast ein bisschen verloren und ist nicht immer optimal zu hören. Dazu kommt noch, dass Jordi Savall dieses fallweise zu zurückhaltend leitet. Das Ensemble musiziert meist intonationssicher, teils zu sanftmütig bis hin zu größerer Intensität.

Von hoher Qualität ist das Sängerensemble: Allen voran singt Hanna-Elisabeth Müller als rachsüchtige Vitellia mit ihrem schönen, blühenden Sopran, mit reichen Emotionen und perfekten Koloraturen. Als ihr Werkzeug: Sesto, Freund des Kaisers und zwiespältiger „Verräter“, den Magdalena Kožená mit ausdrucksstarkem Mezzosopran singt. Edgardo Rocha ist ein intensiver Titelheld mit weicher und schöner Stimmfärbung. Die Österreicherin Christina Gansch gibt eine wunderbare Servilia mit sicheren Höhen. Marianne Beate Kielland ist ein ausgesprochen schönstimmiger Annio, Salvo Vitale ein markanter Publio. Der Philharmonia Chor Wien (Chorleitung: Walter Zeh) fällt mit seinem Wohlklang auf. Reicher Applaus!

Helmut Christian Mayer

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