Beziehungsarbeit zweier Virtuosen: Brad Mehldau und Joshua Redman in Wien

Ein Mann im rosa Anzug spielt Saxophon, während ein anderer Mann Klavier spielt.
Die beiden US-Jazzgrößen, seit vielen Jahren miteinander vertraut, brillierten als Duo im Konzerthaus.

Der eine denkt’s, der andere sagt’s: Von dieser Art der Kommunikation berichten viele Menschen, die eine glückliche Langzeitbeziehung führen. Während einige das Reden für überflüssig halten und irgendwann darauf verzichten, machen andere Kunst daraus: „The Art of the Duo“ heißt die Programmschiene, die am Mittwoch die beiden US-Jazzgrößen Brad Mehldau (Piano) und Joshua Redman (Saxofon) zu einem famosen Duo-Abend ins Wiener Konzerthaus führte.

Die beiden Großmeister ihrer jeweiligen Instrumente kennen einander seit den frühen 1990ern, haben in vielen Konstellationen miteinander gespielt und auch ein Duo-Album („Nearness“, 2016) aufgenommen. Von diesem stammte auch ein Teil des Repertoires, das die beiden bei ihrem ersten Duo-Abend in Wien zum Besten gaben – der songhafte Opener „Always August“ etwa, oder die Thelonious-Monk-Hommage an den Pianisten Bud Powell, „In Walked Bud“.

Mehldau steht als Pianist dabei gar nicht so sehr in der Tradition dieser Bebop-Titanen, er ist eher für einen lyrischen Ton und klassisch-romantische Anleihen bekannt.

Doch neben dem Repertoire schien auch Redman als Sparringpartner den unglaublich versierten Künstler aus der Reserve zu locken, er gab ihm einen Schubs in Richtung Rhythmik und Blues – während Mehldau seinerseits wiederum Redmans lyrische Ader zu kultivieren wusste.

Diese Lust, die Komfortzone zu verlassen, gab dem Duo Gesprächsstoff – dabei waren Redman und Mehldau nie Antagonisten, sondern blieben stets Partner, sensibel aufeinander hörend und uneitel der Musik verpflichtet. Man könnte weitere Lehren für geglückte Beziehungen daraus ableiten. Doch es war zunächst einfach ein geglücktes Konzert.  

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