Klamauk und ermüdende Längen: "Der Bürger als Edelmann" in Graz

Klamauk und ermüdende Längen: "Der Bürger als Edelmann" in Graz
Die von Oper und Schauspielhaus koproduzierte Version des Stücks von Molière/Lully in Graz wagt einen zu tiefen Griff in die Klamottenkiste

von Helmut Christian Mayer

Die Ballett-Komödie „Der Bürger als Edelmann“ war der Höhepunkt der Zusammenarbeit des damaligen Dream-Teams Molière und Jean Baptiste Lully. Sie erzählt vom reichen Monsieur Jourdain, der den Lebensstil eines Aristokraten pflegt, nur ein Titel fehlt ihm noch. Seiner Tochter Lucile hat er den Kontakt zu ihrem bürgerlichen Geliebten Cléonte verboten. Als Jourdain erfährt, dass ein zukünftiger Monarch Interesse an Lucile hat, willigt er in die Ehe seiner Tochter mit dem verkleideten Cléonte ein. Als die Maskerade auffliegt, ist die Hochzeit vollzogen.

Das Stück dient Nestroy-Preisträger Matthias Rippert nur als Vorlage. Denn in dieser Koproduktion des Grazer Opernhauses mit dem Schauspielhaus jongliert der junge Regisseur abgesehen von massiven Textänderungen mit einer Fülle von Ideen und Gags zwischen völlig überzogenem Klamauk und ermüdenden Längen.

Klamauk und ermüdende Längen: "Der Bürger als Edelmann" in Graz

Leere Bühne

Er zeigt die absurdkomische Geschichte mit teils platten Sprüchen, wobei er einige Figuren breiten Dialekt sprechen lässt, auf leerer Bühne (Fabian Liszt), wo auch das Orchester situiert ist, vor einer riesigen Holzmuschel.

Herr Jourdain, einst von Molière selbst verkörpert, wird von Tim Breyvogel sehr agil und nuancenreich gespielt. Auch die anderen Schauspieler agieren meist in mehreren Rollen tadellos: Karola Niederhuber ist eine meist hysterische Madame Jourdain. Otiti Engelhart ist ihre quirlige Tochter Lucile, Mario Lopatta ihr Verlobter Cléonte, der sich als junger Kaiser verkleidet – genau die Rolle, die Lully damals spielte. Die Hausangestellte Nicole wird von Luiza Monteiro frech verkörpert. Franz Solar spielt nobel den Professor und den Grafen Dorante.

Beim Sängerensemble gefällt allen voran Anna Brull mit reich schattiertem Sopran. Ausgesprochen schön ist der Tenor von Sebastian Monti. Profund singt Wilfried Zelinka den Oberpriester. Ziemlich mulmig klingt hingegen Markus Butter. Tadellos ist die Leistung des Tanzensembles (Choreografie: Louis Stiens). Am Pult der Grazer Philharmoniker steht mit Konrad Junghänel ein Spezialist für das französische Barock. Er weiß der mitunter etwas steifen Tanz-Musik Frische, Stilsicherheit und viel Poesie einzuhauchen. Jubel!  

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