Kosmos Theater: Eine Frauenleiche spielen im Hauptabendprogramm

Von Susanne Zobl

Eine junge Frau tänzelt im sportlichen Outfit mit Schutzhelm auf die Bühne. Mit freundlich forscher Stimme gibt sie dem Publikum Anweisungen über die richtige Haltung. Das Spiel beginnt flott, doch es geht nicht um Gymnastikübungen, sondern um das Gegenteil, nämlich um Erstarrung.

Neunmal musste die Schauspielerin Anna Rot in ihrer Karriere eine Leiche spielen. Jetzt machte sie ihr eigenes Stück daraus.

In „TVMordia – Stirb schön und leise“ im Kosmos Theater schildert sie, was das Publikum nie ahnen würde, wenn in Krimis oder sonst wo ein toter Frauenkörper wenige Sekunden eingeblendet wird. Die erste Leiche stellte Rot als elfjähriges Kind in einer österreichischen Krimiserie dar. Bereits die Vorgeschichte lässt aufmerken: Das Kind wurde vom Großvater nicht nur missbraucht, sondern auch geschwängert, dann ermordet. Mit Nachdruck, aber ohne Pathos kommentiert sie den Inhalt in ihrer Solo-Performance mit den Worten: „und das im Hauptabendprogramm des ORF“.

Tote Frauen im Fernsehen

Das trifft den Kern ihrer Aufführung. Morde an Kindern und Frauen sind im Fernsehen offensichtlich gesellschaftlich sanktioniert.

Rot braucht keine Exkurse über Femizid-Zahlen, sie schildert, was Sache ist, und das regt zum Nachdenken an. Beklemmend führt sie vor, wie mit Plastikfolien das Gesicht entstellt wird.

Larissa Kramarek hat ihr mit leicht verschiebbaren Kästen eine ideale Bühne gebaut. Stimmen aus dem Off berichten von ihren Erfahrungen beim Totspielen.

Auch eine Transgenderfrau kommt da zu Wort. Dass die Darstellung einer Selbstmörderin, die sich an einem Baum erhängt, auch mit Gefahren verbunden sein kann, muss in Kauf genommen werden. Das Wichtigste ist stets der perfekte Look. Es wäre gut, wenn Rots denkwürdiges Stück öfter aufgeführt würde. 

Am 3. Juni ist bis dato die letzte Vorstellung im Kosmos Theater.