Wenn Beethoven zum Balsam wird und Briten mit Klang triumphieren

Als große Klammer über dem Gastspiel des britischen Philharmonia Orchestra mit dem Pianisten Víkingur Ólafsson und dem Dirigenten Santtu-Matias Rouvali im Musikverein könnte man die Zahl 5 und die Tonart Es-Dur sehen. Diese wird meist als „heroisch“ und „majestätisch“ charakterisiert. Naheliegend, dass ein Musikverleger Ludwig van Beethovens 5. Klavierkonzert in Es-Dur „The Emperor“ nannte. Doch dieses Werk hat nichts mit irgendwelchen Kaisern zu tun. Das bestätigen auch Ólafsson und Rouvali.
Hell leuchtend hebt der gebürtige Isländer seinen Solo-Part an, kommuniziert intensiv mit dem Orchester und erfrischt mit seinen brillanten, transparenten Läufen. Seine Triller sind von einer Virtuosität, die immer wieder erstaunt. Seine Legato-Kultur pflegt er mit natürlicher Selbstverständlichkeit. Diese zeichnet sein Spiel aus. Das Faszinierende aber ist, wie tief sein Spiel berührt. Wenn er den langsamen Satz zum Schweben bringt, wird Beethoven zum Balsam. Man könnte darüber diskutieren, ob im Orchesterpart manche Kontraste etwas flach gestaltet waren, aber das glich Klangkultur der Londoner aus. Jubel für den Pianisten und Zugaben (Bach) für das Publikum.
Bei „Si el oxígeno fuera verde“ („Wenn Sauerstoff grün wäre“) von Gabriela Ortiz spielte dieses Orchester seine Qualitäten aus. In ihrem raffiniert gebauten Werk eröffnete die Mexikanerin mit lautmalerischen Mitteln Klangräume. Flirrende, quietschende Geigen, Flöten, die wie Vögel sangen, elektrisierende Streicher ließen ein faszinierendes Klanggemälde entstehen. Bei Sibelius’ „Fünfter“ macht Rouvali das Brüchige des Werks hörbar.
In den beiden Zugaben trumpft das Orchester mit seinem weichen, honigfarbenen Klang auf.
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