Morgendämmerung
Mit einem der schönsten Opernvorspiele, jenem von Modest Mussorgskijs „Chowanschtschina“, gab er den Auftakt. Ein Sonnenaufgang soll dabei zur schwelgerischen Musik werden. Davon lässt Altinoglu nur wenig spüren. Er setzt bei dieser „Morgendämmerung über der Moskwa“ auf einen extrem schlanken Klang und auf Lautmalerei.
Bei Dmitri Schostakowitsch zweitem Violinkonzert in cis-Moll, das der Komponist dem Geiger David Oistrach geschenkt hat, nimmt er das Orchester sehr zurück. Jetzt ist die Geigerin Isabelle Faust am Zug. Ihr makelloses Spiel duldet keinen Einspruch: Jeder Ton ist exakt gesetzt, wohl überlegt, präzise durchdacht geraten die rasanten, angriffigen Passagen. Subtil intoniert sie die Bach-Arie, fulminant die wie ein Selbstgespräch anmutenden Passagen. Eine leise Melancholie, die an Schostakowitschs Verfolgungen im Stalin-Regime erinnern, schwingt mit. Jubel nach einer Zugabe.
Bei Claude Debussys „La Mer“ wandelt sich der Dirigent in einen Forscher. Seine Reise ans Meer wird zum Unterricht in Meereskunde. Ähnlich wie bei Mussorgskij zu Beginn ersetzt er auch hier Klangmalereien durch Analyse. Die Magie ist aber längst in irgendwelchen Untiefen dieser Lesart versunken. Ravels „La Valse“ wird im Dauerfortissimo von zu vielen Effekten erschlagen. S. Zobl
Kommentare