Charme des Niedergangs
Ähnlich wie bei der Messe „Parallel Vienna“ durchwandert man ein dystopisches Disneyland, dessen einzelne Stationen mehr oder weniger stringent den verunsicherten Geist der Zeit reflektieren: Hana Usuis Auseinandersetzung mit der Fukushima-Katastrophe oder die kreativ gestalteten Transparente der „Artists for Future“ nehmen den ökologischen Faden auf. Auf einem Dach haben die Künstler sogar in Riesenlettern den Slogan "What do We Want?" aufgemalt - wer bei Fridays-For-Future-Demos war, weiß, dass die Antwort "Climate Justice" lautet.
Der Däne Steffen Jørgensen lässt in einem Video digital animierte Bauernhoftiere Stings „Fragile“ singen, Linus Riepler und Lars Kollros verarbeiten die Enge des Lockdowns, das Kollektiv AKT hat (als Gegenstrategie?) einen Durchblick quer durch das Abbruchhaus gesägt. Auch Christian Eisenberger besetzt mit einen Raum seinen subversiven Kreationen - verkehrten Demo-Transpranten, oder gemalten "Testamenten", bei denen nicht ganz klar ist, wo die Ernsthaftigkeit endet und der Dadaismus beginnt.
Allein das Nebeneinander von abgewohnter Vergangenheit und künstlerischer Gegenwart macht das "House of Losing Control" einen Besuch wert. Der abenteuerliche Parcours ist aber nur ein Zugpferd der Aktionswoche, die die Wiener Kunstwelt auf allen Ebenen mobilisiert: Museen und Galerien bieten im Rahmen der Woche Talks und Sonderführungen an, 100 Künstlerinnen und Künstler öffnen heute, Samstag, und morgen ihre Ateliers.
Bei allen Aktivitäten soll dabei die 2-G-Regel gelten und kontrolliert werden, versichern die Organisatoren: Der Name des Betreibervereins, „Art Cluster Vienna“, soll keine buchstäbliche Realität werden.
Infos, Programm, Anmeldungen: www.viennaartweek.at
Kommentare