Kontrollverlust als Kunst bei der „Vienna Art Week“

Kontrollverlust als Kunst  bei der „Vienna Art Week“
Das Festival bespielt ein leeres Autohaus im 20. Bezirk - und holt die ganze Szene der Stadt auf die Bühne

Mit dem „House of Losing Control“ ist nicht, wie man dieser Tage vermuten könnte, das Gesundheitsministerium oder Bundeskanzleramt gemeint, sondern ein leer stehendes Autohaus im 20. Wiener Gemeindebezirk.

Dort hat die bis zum 19. 11. laufende „Vienna Art Week“ relativ kurzfristig ihre Zentrale aufgeschlagen und die enorme Fläche – neben einstigen Schauhallen und Werkstätten gehören auch noch eine ehemalige Disco und ein Wohngebäude zu dem Areal – der Kunst zur Verfügung gestellt.

Kontrollverlust als Kunst  bei der „Vienna Art Week“

Charme des Niedergangs

Ähnlich wie bei der Messe „Parallel Vienna“ durchwandert man ein dystopisches Disneyland, dessen einzelne Stationen mehr oder weniger stringent den verunsicherten Geist der Zeit reflektieren: Hana Usuis Auseinandersetzung mit der Fukushima-Katastrophe oder die kreativ gestalteten Transparente der „Artists for Future“ nehmen den ökologischen Faden auf. Auf einem Dach haben die Künstler sogar in Riesenlettern den Slogan "What do We Want?" aufgemalt - wer bei Fridays-For-Future-Demos war, weiß, dass die Antwort "Climate Justice" lautet.

Kontrollverlust als Kunst  bei der „Vienna Art Week“

Der Däne Steffen Jørgensen lässt in einem Video digital animierte Bauernhoftiere Stings „Fragile“ singen, Linus Riepler und Lars Kollros verarbeiten die Enge des Lockdowns, das Kollektiv AKT hat (als Gegenstrategie?) einen Durchblick quer durch das Abbruchhaus gesägt. Auch Christian Eisenberger besetzt mit einen Raum seinen subversiven Kreationen - verkehrten Demo-Transpranten, oder gemalten "Testamenten", bei denen nicht ganz klar ist, wo die Ernsthaftigkeit endet und der Dadaismus beginnt.

Kontrollverlust als Kunst  bei der „Vienna Art Week“

Allein das Nebeneinander von abgewohnter Vergangenheit und künstlerischer Gegenwart macht das "House of Losing Control" einen Besuch wert. Der abenteuerliche Parcours ist aber nur ein Zugpferd der Aktionswoche, die die Wiener Kunstwelt auf allen Ebenen mobilisiert: Museen und Galerien bieten im Rahmen der Woche Talks und Sonderführungen an, 100 Künstlerinnen und Künstler öffnen heute, Samstag, und morgen ihre Ateliers.

Bei allen Aktivitäten soll dabei die 2-G-Regel gelten und kontrolliert werden, versichern die Organisatoren: Der Name des Betreibervereins, „Art Cluster Vienna“, soll keine buchstäbliche Realität werden.

Infos, Programm, Anmeldungen: www.viennaartweek.at

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