"Kon-Tiki": Man isst fliegenden Fisch

Böse Zungen behaupten, dass der Film, auf dem dieser Film beruht, der bessere von beiden Filmen ist.
Aber ehrlich, Film ist Film, das Jahr 2013 nicht 1951. Und Dokus gehören auch nicht ins Spielfilm-Regal.
Der Film nämlich, auf dem der neue „Kon-Tiki“ beruht, heißt ebenfalls : „Kon-Tiki“.
Es ist eine Doku aus dem Jahre 1950, gedreht von einem nicht gerade unberühmten Mann: Der Anthropologe, Geologe, Biologe ... und was es sonst noch alles an -logen gibt, Thor Heyerdahl, norwegischer Forscher, Besessener in der Wissenschaft, Abenteurer im Leben und im Film. Aber der (historischen) Reihe nach:
100 Tage ohne Technik
1947 stach Thor Heyerdahl mit einer fünfköpfigen Crew von Peru aus auf einem Floß in See. Das Floß hatte er ohne technischen Schnickschnack streng so bauen lassen wie die Ureinwohner vor 1500 Jahren: mit Hanfseilen etwa, welche die Stämme (aus Balsaholz) zusammenhielten. Was Heyerdahl beweisen (und niemand aus der Wissenschaft bis dahin glauben) wollte: Polynesien war nicht von Asien besiedelt worden, sondern von Südamerika aus, und zwar über den Pazifischen Ozean.
100 Tage sollte die Expedition brauchen. Wind und Wetter, Haien und Strömungen trotzen. Und Thor Heyerdahl konnte nicht einmal schwimmen. Dafür filmen.
Die Doku, die auf dieser seiner Fahrt entstand, wird 1952 den Oscar gewinnen. Das Buch, das er schreiben wird, millionenfach verkauft und übersetzt werden. Ein Bestseller.

Psychologisch keine einfache Situation, vor allem für die Crewmitglieder, die Familie haben, aber kaum Kontakt zur Außenwelt. Die ständig von Haien umkreist werden, aber das (zu testende) Haifisch-Abwehrpulver essen, weil sie es für Tomatensuppen-Pulver halten. Da hilft dann nur der Glaube.
Darum geht es auch in diesem Film – wie schon in „Life of Pi“. (Doch während dort die Special Effects beeindrucken, mutet "Kon-Tiki" fast altmodisch an.) Es geht um die Stärke des Glaubens, der Berge versetzen kann oder wie hier: Wassermassen. Es geht um Zweifler an Bord und Opfer, die man bringen muss:
Die Liebe (und die Familie) etwa stehen einem Mann mit Mission oftmals im Weg.
Allzu tiefsinnig oder abgründig wird es aber hier nie: Der teuerste norwegische Film aller Zeiten schaukelt sanft und sicher über seichte Arthaus-Gewässer.
KURIER-Wertung: *** von *****
Info: Kon-Tiki. N 2012. 118 Minuten. Von Joachim Rønning und Espen Sandberg. Mit Pal Sverre Hagen.
Den Silbernen Bären gab es für diesen Film 2012, der auf einer realen Mordserie in Ungarn beruht:
In einem Dorf wurde eine Roma-Familie ermordet. Die Täter sind entkommen, niemand will eine Ahnung davon haben, wer das Verbrechen begangen hat. Eine andere Roma-Familie hat deshalb Angst, die nächste Nacht zu überleben. Regisseur Bence Fliegdie zeigt atemlose Angst in einer Pogromstimmung: in eindrucksvoll ausgewählten, schonungslosen Bildern.
KURIER-Wertung: **** von *****
Die Naturaufnahmen sehen gut aus in dieser Disney-Doku.
Wäre nur nicht der Erzähler samt dümmlicher Guter Schimpanse/Böser Schimpanse-Geschichte, der dem visuell atemberaubenden Filmmaterial tierische Würde nimmt.
KURIER-Wertung: *** von *****
Nach der Stieg-Larsson-Verfilmungstrilogie „Verblendung“ konnte sich der Däne Niels Arden Oplev seinen nächsten Film aussuchen: Warum wählte er bloß so eine billige Rache-Fantasy voller Logiklöcher und Kabelfernsehen-Klischees?
KURIER-Wertung: ** von *****
Grande Hotel
Doku.
Mozambique. Eines der größten Grandhotels der Welt darf man heute nur noch „auf eigene Gefahr betreten“. Mehr als 2500 Menschen leben dort ohne Strom. Die Doku-Reise durch Gegenwart und Vergangenheit erzählt nicht nur von kolonialem Größenwahn.
KURIER-Wertung: **** von *****
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