Kommissar mit Migrationshintergrund: "Tatort" setzt ein Zeichen

Zusammenfassung
- Edin Hasanović ermittelt ab Herbst im "Tatort" und sieht dies als deutliches Zeichen in der Migrationsdebatte.
- Hasanović kritisiert die stereotype Darstellung von Migrantenrollen in seiner frühen Karriere und betont seine vielfältigen Rollen heute.
- Der Schauspieler hält die Migrationsdebatte für unfair und von Medien und Politik künstlich verstärkt.
Im Herbst feiert Edin Hasanović seine "Tatort"-Premiere. Zusammen mit Melika Foroutan geht der 32-Jährige in Frankfurt ungeklärten Kriminalfällen nach.
Dass in der populären Krimiserie demnächst zwei Menschen mit Migrationshintergrund ermitteln, ist ein deutliches Zeichen, gerade in diesen Zeiten, findet Hasanović - dessen Mutter mit ihm vor dem Bosnien-Krieg floh und der jahrelang in Berliner Flüchtlingsunterkünften aufwuchs.
In frühen Rollen spielte Hasanović oft gewalttätigen Teenager mit Migrationshintergrund
Neben einer eigenen Late-Night-Show auf ZDFneo gehört der in Bosnien geborene Schauspieler zu einer festen Größe im Filmgeschäft. Er wisse, dass Millionen zuschauen werden und die haben auch eine gewisse Erwartungshaltung. "Es ist schon ein Druck, mit dem ich aber gut umgehen kann", gibt sich Hasanović selbstbewusst.
Seine Karriere begann 2005, als er sich bei einer Castingagentur vorstellte und ein Engagement am Berliner Ensemble erhielt. Zwei Jahre später gab Hasanović sein Fernsehdebüt in der Jugendserie "Schloss Einstein" und war drei Staffeln lang in der ZDF-Krimireihe "KDD - Kriminaldauerdienst" zu sehen. In seinen frühen Rollen wurde Hasanović oft als gewalttätiger Teenager mit Migrationshintergrund besetzt.
Stereotype haben Hasanović "jahrelang genervt"
"In meiner ersten Kinohauptrolle habe ich 2011 einen kriminellen Jugendlichen gespielt, dann kamen die ersten Nominierungen für den Filmpreis und die Leute dachten sich: Das hat so gut funktioniert, dann besetzen wir ihn weiter so. Das hat mich jahrelang sehr genervt", erzählt der Schauspieler in einem dpa-Interview.
Heute spielt Hasanović die unterschiedlichsten Figuren, etwa im Oscar-prämierten Kriegsdrama "Im Westen nichts Neues" oder der Netflix-Komödie "Spieleabend".
Hasanović findet Migrationsdebatte "unfair und falsch"
"Ich bin Teil der Gesellschaft. Meine Kollegin Melika Foroutan ist Teil der Gesellschaft. Alle Migranten sind Teil der Gesellschaft. Sie sind Polizisten, Ärzte und eben nicht nur das, was die AfD propagiert", betont der Schauspieler. Den künftigen "Tatort"-Ermittler nimmt die Migrationsdebatte der vergangenen Monate sehr mit: "Es ist für mich ein riesiges Thema, das mich immens beschäftigt. Weil ich es unfair und falsch finde."
Es sei ein von Medien und Politik gemachtes Thema, da man dort selbst entscheiden könne, worüber man reden will: "Möchte man über die erfolgreichen Migranten reden? Möchte man über die kriminellen Deutschen reden? Oder möchte man sich im Wahlkampf nur auf dieses eine Thema konzentrieren? Man hat sich für letzteres entschieden und das war letztlich leider ziemlich erfolgreich."
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