„Kleine Eheverbrechen“: Sie küssen und sie schlagen sich

Sie küssen und sie schlagen sich.: Melanie Herbe und Andreas Patton
Die neuen „Sommerspiele“ im renovierten Stadttheater von Grein haben bloß eine wenig inspirierte Inszenierung zu bieten

Der Theatersommer, traditionell eine niederösterreichische Angelegenheit, endet nicht in Amstetten oder Haag, er reicht auch hinein in den Strudengau, der um nichts weniger reizvoll ist als die weit bekanntere Wachau. Das frisch renovierte Stadttheaterchen im pittoresken Grein an der Donau will schließlich genutzt werden – eben mit „Sommerspielen“.

Das älteste erhaltene Bürgertheater Österreichs, 1791 in den Getreidekasten hinter dem Rathaus eingebaut, ist zweifellos ein Unikat. Denn direkt daneben befand sich das Gefängnis – und die Arrestanten durften durch ein Fenster das Geschehen auf der Bühne verfolgen. Lieber aber machten sie Krach und mussten mit Essen oder Tabak gütig gestimmt werden.

 

„Kleine Eheverbrechen“:  Sie küssen und sie schlagen sich

Der Besuch des putzigen Theaters mit seinen „Sperrsitzen“ lohnt durchaus. Man sollte aber vielleicht auf eine bessere Gelegenheit warten: Die neuen „Sommerspiele“ (bis 9. Juli) übererfüllen mit der „Ambition, professionelles Schauspiel auf höchstem Niveau zu zeigen“, den Qualitätsstandard von Sommertheater nur unmerklich.

Hans-Peter Kellner, der Intendant, hat die an sich amüsante Beziehungskomödie „Kleine Eheverbrechen“ von Eric-Emmanuel Schmitt recht nüchtern, frei von Einfällen, in Szene gesetzt. Andreas Patton ergründet als Krimiautor Gilles mit Dauerdackelblick die Gründe seines Gedächtnisverlusts – und Melanie Herbe trägt als impulsive Lisa auch im Wohnzimmer hohe Absätze. Aber immerhin: Sie küssen und sie schlagen sich.

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