Klassiker der Moderne: Von der Schönheit der Körper

"Adagio Hammerklavier": Die Tänzerinnen und Tänzer des Wiener Staatsballetts scheinen lautlos über die Bühne zu schweben.
Mit dem dreiteiligen Ballettabend Van Manen/Ekman/Kylián beweist das Wiener Staatsballett in der Staatsoper erneut seine tänzerische Klasse.

Zwei Klassiker der Moderne und ein junges, dynamisches Stück: Mischung und Form sind gelungen. Hans van Manens "Adagio Hammerklavier" zum Adagio aus Beethovens Sonate für Hammerklavier op. 106 ist ein klar strukturiertes Stück für drei Paare vor schlichtem Hintergrund. Zur Einspielung von Christoph Eschenbach, die sich durch eine besondere Langsamkeit in Verbindung mit Leichtigkeit auszeichnet, scheinen die Tänzerinnen und Tänzer nahezu lautlos über die Bühne zu schweben. Neben synchronen Szenen zeigen sie unterschiedliche Stadien einer Partnerschaft.

Ungemein musikalisch treten die Körper in den Vordergrund, unterstützt von einer Choreografie, die auf im klassischen Ballett so verbreiteten zusätzlichen Schmuck verzichtet. Bei van Manen glänzen die Tänzerinnen und Tänzer. Der 82-jährige Choreograf ist zur Premiere angereist und wurde vom Publikum mit Ovationen bedacht.

Anmutig

Ein weiteres Meisterwerk: Jirí Kyliáns "Bella Figura" zu einer vom Tonband eingespielten Musikcollage von Foss, Pergolesi, Marcello, Vivaldi und Torelli. Würdevoll, anmutig, graziös, nahezu sakral wirkt diese Choreografie für neun Tänzerinnen und Tänzer. Bei aller Schönheit schwingen auch Emotionen mit, durchdringen Trauer, Melancholie und die Suche nach menschlicher Nähe den Tanz. Wie schon bei van Manen sind auch bei Kylián die Frauen sehr stark. Oft sind sie diejenigen, die ihre Partner stützen und ihnen Halt geben. Auch die Elemente Feuer, Erde, Wasser und Luft spielen eine Rolle für die choreografische Struktur.Alexander Ekmans "Cacti", 2010 entstanden und somit jüngstes Stück des Abends, kann auf diesem Niveau nicht mithalten. Dennoch wartet "Cacti" neben gymnastischen Einlagen mit interessanten Details auf. Rebecca Horner und Andrey Kaydanovskiy gefallen in einem Pas de deux zu Worthülsen, und vier exzellente Musikerinnen und Musiker (Günter Seifert, Oreada Steude, László Toma, Raphael Flieder) sind ins Bühnengeschehen integriert.

KURIER-Wertung:

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