USA

Klassik: Die Gehälter der Stardirigenten

Dirigent Yannick Nezet-Seguin setzt sich mittlerweile sogar gratis für das Orchester ein
Das Philadelphia Orchestra muss sparen – und wirft einen genauen Blick auf die Gagen.

Kaum wo kann es selbst für renommierte Orchester finanziell so schnell eng werden wie in den USA. Sogar wichtige Klangkörper und Spielstätten geraten dort – ohne staatliche Subvention – bei schwächelnder Wirtschaft unter Kostendruck; die Mäzene geben sich zurückhaltend; und auch das Publikum spart allzu schnell bei den Konzerttickets ein.

Derzeit im Fokus: das renommierte Philadelphia Orchestra. Das hat zwar einen beliebten Dirigenten – Yannick Nézet-Séguin. Aber wegen ausbleibender Sponsorengelder und sinkender Zuhörerzahl sind dort markante Einschnitte nötig: Eine Budgetlücke von drei Millionen Dollar hat sich aufgetan. 153.000 Besucher wurden 2014/’15 verzeichnet; erhofft hatte man 180.000, in der Saison davor waren es 160.000. Das fehlende Geld musste durch Spenden hereingebracht werden.

Gehaltseinbußen

Klassik: Die Gehälter der Stardirigenten
epa04767125 A picture made available on 25 May 2015 shows the Philadelphia Orchestra with US with conductor Yannick Nezet-Seguin (unseen) performing during the Dresden Music Festival at Semperoper in Dresden, Germany, 24 May 2015. The festival runs until 07 June. EPA/OLIVER KILLIG
Und die Orchestermusiker haben, im Vergleich zu anderen Klangkörpern, mit zunehmend schlechterer Bezahlung zu rechnen. Aber nicht nur sie: Auch Nézet-Séguin erhält, so schreibt der Inquirer, weniger Geld als Dirigenten bei vergleichbaren Orchestern. Knapp 520.000 Dollar waren es 2013. Im Gegensatz zu Europa hat man in Amerika kein Problem damit, über das Geld auch im Detail zu reden. Und daher werden in den Diskussionen rund um die Klassikfinanzierung auch die Gehälter anderer Dirigenten zum Vergleich herangezogen – was spannende Einblicke in die Gehaltsstrukturen der wichtigsten Klassik-Player bringt, die man anderweitig nur selten bekommt. Denn der Inquirer vergleicht das Gehalt von Nézet-Séguin mit dem anderer renommierter Dirigenten bei wichtigen Orchestern.

Laut dem Bericht bekam Riccardo Muti 2013 beim Chicago Symphony 2,3 Millionen Dollar für 14 Wochen Anwesenheit mit Tournee, Abo- und Sonderkonzerten. Der junge Star Gustavo Dudamel verdiente 1,4 Millionen Dollar beim Los Angeles Philharmonic, Alan Gilbert bei den New Yorker Philharmonikern verbuchte 1,7 Millionen (2012), und der Österreicher Franz Welser-Möst beim Cleveland Orchestra 977.000 Dollar (2013).

In Philadelphia überlegt man nun, wie man sich für die Zukunft aufstellt. Man will mit Vermittlungskonzerten vermehrt auf das Publikum zugehen und vielleicht weniger Abo-Konzerte spielen. Und sich alternative Möglichkeiten überlegen, als Orchester Geld zu verdienen – eine Aufgabe, der sich viele Klangkörper stellen müssen.

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