„Es geht um diese eigenartige Mischung aus Schuldgefühlen und Dankbarkeit, die jeder Einwanderer empfindet, der aus einem ärmeren Land in ein reicheres kommt“, erzählt die 38-Jährige im KURIER-Interview. „Dankbarkeit, weil in Georgien ging es nur darum, zu überleben, Essen, Heizung, Elektrizität und Wasser zu haben. Es war ein komplett verrückter Luxus, an irgendeine Art Karriere zu denken – erst recht an eine wie meine. Und Schuldgefühle, weil zum Beispiel eine Tante, die ich in dem Song erwähne, Schauspielerin werden wollte, aber keine Chance dazu hatte.“
Musikalisch bleibt Melua mit „Love & Money“ ihrem Stil treu, mischt Singer/Songwriter-Flair mit sanften Einflüssen aus dem Jazz und krönt das Ganze ihrer Feen-Stimme. Im Gegensatz zum Vorgänger, der während Meluas Scheidung entstand, dominieren hier die positiven Liebeslieder. Melua, die 2020 ihren neuen Partner kennenlernte und Ende vorigen Jahres zum ersten Mal Mutter wurde, beschreibt in den sehr persönlichen Texten die „wunderbare Zeit“, die sie in den letzten Jahren hatte.
„Darum hat ,Love & Money’ auch gut als Album-Titel gepasst“, sagt sie. „Denn ich singe über den Wandel in meiner Einstellung, wodurch ich jetzt das Privatleben, also die Liebe, viel besser mit der Karriere, dem Geld, verbinden kann. Ich war bei der Scheidung weit über 30, und das war freundschaftlich und richtig so. Aber ich wollte Mama werden und dachte damals aber schon, Langzeitbeziehungen sind vielleicht nichts für mich. Ein Jahr danach habe ich Ollie kennengelernt und es war, als hätte ich mich das erste Mal verliebt.“
Der Song „Reefs“ fällt in dem Liebesliedreigen ein wenig aus der Reihe. Melua spricht darin das Umweltthema und den Krieg gegen die Ukraine an. Ein Konflikt, der ihr als gebürtige Georgierin extrem nahe geht. Denn im August 2008 fielen russische Truppen auch in Georgien ein, wobei aber nach fünf Tagen ein Waffenstillstand ausgehandelt werden konnte.
„Der Krieg gegen die Ukraine hat unsere Gemeinschaft zerstört“, sagt Melua. Und sie meint damit nicht nur die in Georgien, wohin Hundertausende Russen geflohen sind, aber nicht wirklich willkommen sind.
„Das Leben in Georgien ist deshalb jetzt völlig anders. Aber auch hier in London, wo ich Teil der georgischen Diaspora bin, wo aber auch viele Russen leben. Mein Lieblingsonkel ist mit einer Ukrainerin verheiratet und lebt in Kiew. Er wollte dort nicht weg, als der Krieg begann, und wir haben furchtbare Angst, dass ihm etwas passiert. Das Ganze ist schockierend. Dieser Teil der Welt ist zurück im Schatten der Sowjetunion. Und wir haben geglaubt, das hätten wir schon vor 30 Jahren überwunden.“
Trotzdem sagt, Melua, sei sie – nicht nur in den Songs – immer um Positivität bemüht. „Es fällt mir auch nicht immer leicht, in Zeiten wie diesen optimistisch zu sein und zu glauben, dass wir Lösungen für all die Probleme finden werden. Aber ich glaube, dass das extrem wichtig ist. Ich habe das an meinem eigenen Leben gesehen. Denn ich war in Bezug auf meine Karriere immer optimistisch, was mir dabei weitergeholfen hat. Ich war aber in Bezug auf mein Privatleben sehr pessimistisch. Das hat mich daran gehindert, Gelegenheiten zu suchen und offen dafür zu sein, wieder auf Dates zu gehen. Erst als ich das loslassen konnte und Dates dann auch nicht mehr als so wichtig und entscheidend gesehen habe, habe ich Ollie getroffen. Ich denke, mit den großen Sachen wie dem Klimawandel ist es das Gleiche. Wir müssen positiv bleiben und so die Industrien ermutigen, nachaltiger und umweltschonender zu arbeiten."
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