Filmkritik zu "Serviam - Ich will dienen": Katholischer Fanatismus im Internat

Maria Dragus als fanatische Nonne in „Serviam – Ich will dienen“
Von Gabriele Flossmann
Katholische Riten und religiöse Ikonografie sorgen in Filmen immer wieder für Spannung. In Horrorfilmen wohlgemerkt. Hat doch „die Kirche“ als Institution ihre Machterhaltung jahrhundertelang manifestiert, indem sie bei den Künstlern ihrer Zeit Horror- und Höllenbilder in Auftrag gab, um „ihre“ Gläubigen zu Gottesfurcht und Teufelsaustreibung anzuhalten.
Sind also Horrorfilme zeitgenössische Ausdrucksformen einer christlichen Propaganda, die den Glauben als einziges Hilfsmittel gegen das Böse glorifiziert? Klar beantworten lässt sich diese Frage nur für diejenigen, die sich auf einer der beiden Seiten – der des Glaubens oder der des ablehnenden Atheismus – eindeutig positionieren können. Diese Frage stellt sich auch bei dem neuesten Werk der österreichischen Filmemacherin Ruth Mader. Sie bedient sich dabei eines genaueren Blicks auf die Mitte irgendwo dazwischen. Auf Tendenzen, bei denen sich der christliche Glaube entweder als überlebenswichtiges Instrument der Hoffnung oder Auslöser endgültiger Zerstörung deuten lässt.
Ihr Thriller spielt in den 1980er-Jahren. Schauplatz ist ein katholisches Mädcheninternat unweit von Wien, in das wohlhabende österreichische Eliten ihre Kinder schicken. Vor allem eine devote Nonne sieht ihre Aufgabe darin, gegen den Untergang des Glaubens zu kämpfen, indem sie den Fanatismus ihrer Schülerinnen nährt. Abgesehen davon, dass religiöser Fanatismus ohnehin die Nackenhaare sträuben lässt, hat der Film dazu noch eine verstörende Gänsehaut-Komponente: Weil er zeigt, wie Kinder zu religiösem Fanatismus gedrillt werden (können).
Wundmale
Im Mittelpunkt steht die zwölfjährige Martha. Sie ist stolz auf ihre entzündeten Wundmale am Bauch, die vom Tragen eines Bußgürtels stammen. Gewalt ist Thema – etwa in Form von blauen Flecken an Kinderkörpern.
Die Filmemacher wissen offenbar, wovon sie erzählen, denn sowohl Ruth Mader als auch ihr Co-Autor Martin Leidenfrost sind in katholischen Internaten zur Schule gegangen. Teile des Films wurden sogar in Maders alter Schule gedreht. Trotzdem bleibt der Film hermetisch verschlossen. Trotz gekonnter musikalischer und schnitttechnischer Schockelemente stellt sich geistige Lähmung ein.
INFO: Ö 2022. 106 Min. Von Ruth Mader. Mit Maria Dragus, Sophia Gómez-Schreiber.

"Serviam - Ich will dienen" von Ruth Mader
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