Kate Bush besingt den Winter

Kate Bush besingt den Winter
Kate Bush veröffentlichte mit "50 Words for Snow" ihr neues Album. So klingt es, wenn es schneit.

Kate Bush, seit 35 Jahren als selbstbestimmt-kreative Künstlerin ein bewundertes Vorbild im Musikgeschäft, legte vergangenen Freitag (18. November) ihr neues Album vor. Zu hauchzarten Arrangements zwischen Art-Rock, mildem Piano-Jazz und moderner Klassik feiert die Britin in "50 Words for Snow" die Schönheit des Schnees und den Reiz winterlicher Stimmungen. "Ich hatte schon länger die Idee im Kopf, eine Art Winteralbum aufzunehmen", erzählte Kate Bush dem Musikexpress (Dezember-Ausgabe). "Dass es explizit von Schnee handeln würde, kam erst später."

Liebesnacht mit einem Schneemann

"50 Words For Snow" besteht aus sieben ausufernden Songs, von denen der üppigste 13 Minuten dauert. Nachdem Kate Bush in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer wieder lange auf neues Material warten ließ, markiert 2011 offensichtlich die Rückkehr zur Produktivität: Im Frühjahr hatte die 53-Jährige auf "Director's Cut" noch alte Stücke einer (gelungenen) Neuinterpretation unterzogen, nun überrascht sie mit rundum frischen Liedern, den ersten seit dem famosen 2005er Comeback "Aerial".

Und was für raffinierte Lieder das wieder sind. Wohl nur eine Kate Bush konnte auf die Idee kommen, Zungenbrecher wie "shnamistoflopp'n", "boomerangablanca" oder "hironocrashka" (drei der "50 Worte für Schnee" des Titelsongs) von einem Schauspiel-Giganten wie Stephen Fry zu sanft groovender Musik rezitieren zu lassen. Bizarr auch die Traumgeschichte "Misty", in der eine Frau nach einer Liebesnacht mit einem Schneemann allein erwacht - in einem pitschnassen Bett. Oder das winterspukige "Lake Tahoe" mit zwei klassischen Liedsängern als Chor.

Reduktion & Elton John

Kate Bush teilt sich auf mit Gästen das Rampenlicht. So lässt ihr 13-jähriger Sohn Albert im Opener "Snowflake" seine helle Stimme erklingen. Im Ewige-Liebe-Lied "Snowed In At Wheeler Street" übernimmt Elton John den männlichen Part - und er macht seine Sache gut, auch wenn man gern noch einmal Peter Gabriel im Duett mit der nach wie vor bildschönen Kate gehört hätte wie einst im bewegenden "Don't Give Up".

Nach den Sound-Exzessen der 80er Jahre auf Meilenstein-Alben wie "The Dreaming" oder "Hounds Of Love" setzt die Songschreiberin ihren Weg in die Reduktion fort. Nur die Yeti-Fabel "Wildman" grenzt mit wuchtiger Orgel an Rock-Bombast, im Gegensatz zu der kargen, anmutigen Piano-Ballade "Among Angels" am Schluss. So klingt es, wenn es schneit.

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