Schon genug über Taylor Swift gelesen? Die Pop-Milliardärin hatte heuer aufmerksamkeitstechnisch ein Monopol. Dabei ist sie nicht die einzige, die auf eine riesige Fanschar zurückgreifen kann, die sogar einen eigenen Namen hat. Bei ihr sind es die „Swifties“, im Fall der koreanischen Mega-Erfolgsband BTS ist es gleich eine „ARMY“.
Vielleicht tritt diese nun an, um Swift vom Thron zu stoßen, denn ein Mitglied von BTS hat sein erstes Solo-Album veröffentlicht. Dafür hatte Jung Kook Zeit, weil die K-Popband seit Juni 2022 pausiert. Manche Sänger des südkoreanischen Pop-Exports sprachen von Erschöpfung und kritisierten die K-Pop-Maschinerie. Noch ein Grund ist profaner: die Wehrpflicht. Zwei der sieben Sänger, Jin und j-hope, wurden bereits für zwei Jahre eingezogen. Jung Kook, mit 26 der Jüngste, wurde noch verschont.
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Dass genug Potenzial für einen ertragreichen Solo-Weg da ist, zeigten nicht nur seine 52 Millionen Instagram-Follower. Auch Anekdoten über seinen Einfluss auf die Fans belegen das: Nachdem in der Realityshow „Bon Voyage“ zu sehen gewesen war, dass er das Selbstliebe-Buch „Ich beschloss, als Ich zu leben“ las, wurde es zum Bestseller. 2019 löste er einen Boom an modernen Hanboks (die koreanische Tracht) aus.
Jung Kook hat seine Eigenständigkeit schon länger anklingen lassen, zuletzt sang er den Song zur Fußball-WM 2022 in Katar. „Golden“ heißt nun sein Album. In der Typologie der K-Pop-Boybands hatte Jung Kook die Rolle des „maknae“ inne. So nennt man den Jüngsten, der nicht selten von den anderen lächerlich gemacht wird.
Rap, Elektro, Ed Sheeran
Es hat eine gewisse Logik, dass so ein Bandmitglied diese Rolle musikalisch zum Teufel jagt, wenn es die Möglichkeit dazu bekommt. Auf „Golden“ kann man den Wunsch nach rauerer Sexyness hören. Der „radikale Poptimismus“, den BTS mit Anspruch auf Weltheilung vertritt, klingt aber weiterhin mit. Man fühlt sich – je nach Generation – an Michael Jackson oder Justin Timberlake erinnert.
Er hat sich allerlei Helfer dafür geholt, für den in den Sound der 2000er reisenden Auftaktsong „3D“ US-Rapper Jack Harlow, für den erotisch aufgeladenen „Seven“ US-Rapperin Latto. Die Elektroniker von Major Lazer unterstützen ihn bei dem Hauch von einem Song „Closer to you“. Für „Yes or No“ hat der omnipräsente Kollaborateur Ed Sheeran R&B-Rhythmen mitgebracht. Jung Kook markiert sein Revier als dem K-Pop entstiegener globaler Held mit den eingängigen Songs durchaus, aber ein nachhaltig die Individualität hervorkehrendes Album ist das nicht geworden. Nötig ist das aber wahrscheinlich ohnehin nicht. Stichwort Fankultur. Die ARMY ist in ihrer Loyalität unerschütterlich.
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