Als Gedankenspiel ist das Stück, 2022 in Düsseldorf uraufgeführt, aber recht reizvoll. Denn Dawn King lässt nicht die allwissende KI, sondern Pubertierende über die für die Klimakatastrophe verantwortlichen Eltern richten. Zunächst wurde den „Superverschmutzern“ der Prozess gemacht. Aber weil Ressourcenknappheit herrscht, kommen nun die normalen Bürger an die Reihe. Wer schuldig gesprochen wird, stirbt.
Der äußerst engagierte Verein „gut gebrüllt“, der seit 18 Jahren Theaterworkshops für junge Menschen anbietet, brachte die Dystopie nun als Open-Air-Produktion auf der Hohen Warte mit ungeheurem Aufwand heraus (bis 22. 6., danach im Augarten).
Eine Jury ohne Beistand
Profis, darunter Martina Stilp, fungieren als Angeklagte: Ihre Verteidigungsreden werden eingespielt, danach debattieren zwölf sich selbst überlassene Jugendliche als „Jury“ über deren Schicksal. Die einen sind schwer überfordert (etwa die Chrissi der Josephine Gahleitner), andere urteilen bedenkenlos (die radikale Gabby der Emelie Stangl und der manipulative Noah des Johannes Brand). Der lässige Tomaz (Oskar Engelmayer) ist einfach unreif, aber er imaginiert der jungen Zoe (Minna Brandl) Lichtblicke in die Raumschiff-Atmosphäre. Und der ältere Valentin (Niklas Wolf) mahnt verzweifelt zur Besonnenheit.
Niklas Doddo inszenierte den Schlagabtausch präzise getaktet, es fehlt aber leider die bittere Ironie: Das überzogene Ende ist, derart ernst genommen, völlig unglaubwürdig.Thomas Trenkler
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