Jubel für Debütant Viotti am Pult der Philharmoniker

Jubel für Debütant Viotti am Pult der Philharmoniker
Lorenzo Viotti dirigiert zum ersten Mal die Wiener Philharmoniker - im Wiener Musikverein.

Von Susanne Zobl

Das Lamento, es gäbe keine jungen Dirigenten, kann man ad acta legen, wenn man Künstlerpersönlichkeiten wie den 34-jährigen Lorenzo Viotti am Pult der Wiener Philharmoniker erlebt. Bevor er mit dem Weltklasse-Orchester auf Tournee geht, die nach Deutschland, in die Schweiz und nach Spanien führt, ließ er das Programm beim letzten Abo-Konzert der Philharmoniker im Wiener Musikverein hören.

Warum der Chefdirigent des Netherlands Philharmonic Orchestra und der Amsterdamer Oper bei den bedeutendsten Orchestern so gefragt ist, demonstrierte er beim selten aufgeführten „Capriccio espagnol“ von Rimski-Korsakow. Der Sohn des Dirigenten Marcello Viotti und studierte Schlagwerker hat einen besonderen Hang zu Sinnlichkeit und Rhythmus. Diesen lebte er bei Korsakow mit Verve aus. Dabei spielten die Solisten ihre Brillanz aus, virtuos Konzertmeister Volkhard Steude.

Fein austariert

Dem Fortissimo-Feuerwerk zu Beginn folgten klangdichte, schwärmerische Passagen, feinst austarierte Dialoge der Instrumente. 

Rachmaninows symphonische Dichtung „Die Toteninsel“, nach einem Böcklin-Gemälde, geriet zum veritablen musikalischen „Schauermärchen“. Bei Dvořáks „Siebter“ in d-Moll ließ der Dirigent sein Temperament spüren. Er kostete die Effekte der Partitur aus, gestaltete den Beginn extrem dämonisch und setzte immer wieder auf ein hohes Maß an Fortissimo, aber auch auf weiche, deutliche Akzente und seine Passion für das Musikantische. Die exzellent disponierten Philharmoniker ließen eine Art tschechisches Idiom hören und wurden mit ihrem Debütanten bejubelt.

KURIER-Wertung: ★★★★☆

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