Josef Trattner in Krems: Wo die Donau schäumt

Josef Trattner in Krems: Wo die Donau schäumt
Dem Künstler gelang eine eindrucksvolle Schaumstoff-Installation in der Dominikanerkirche

Josef Trattner unterhält eine Langzeitbeziehung mit Schaumstoff: Der gebürtige Steirer füllte damit barocke Räume aus, baute Türme und stellte Blöcke als Skulpturen in die Landschaft.

Primär aber dient ihm das Material, aus dem die Matratzen sind, als Konversations-Stoff: Indem er mit einem roten Sofa durch die Lande zieht und Menschen bittet, Platz zu nehmen, schafft er außergewöhnliche Situationen. Geschichten erzählen sich im Sitzen anders, Gespräche verlaufen anders, Musik spielt sich anders. Seit 2004 macht Trattner seine „Sofafahrten“ schon.

Trattners aktuelle Installation in der Dominikanerkirche Krems (bis 13.10.) ergab sich aus den „Donau-Sofafahrten“, die den Künstler seit 2016 vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer führten. Nun aber blockierte der Künstler das Langschiff der aufgelassenen Kirche mit einem langen blaugrünen Schaumstoff-Quader. Dessen Dimension ergibt sich aus der Produktionsstraße des Herstellers – nach dem Abbau wird der Schaumstoff weiterverarbeitet.

Der Bezug zwischen dem fließenden Material und dem Donaufluss ist eindrücklich und wird noch durch eine Tonspur unterstrichen: Über ein Mikrofon lässt Trattner live Klänge aus dem Kremser Donauhafen in die Kirche sprudeln – es sind Industriegeräusche, kein sanftes Plätschern. Damit gelingt es, die „schöne blaue Donau“ ein Stück weit zu entzaubern – und einen speziellen Zauber in den imposanten, mit Kunst aber stets schwer zu bespielenden Kirchenraum zu transportieren.

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