Jonathan Safran Foer ist ein Suchender, der beim Frühstück fündig wurde

Jonathan Safran Foer ist ein Suchender, der beim Frühstück fündig wurde
Im neuen Buch "Wir sind das Klima" verlangt der Amerikaner die Entscheidung: Entweder unsere Erde oder die vertrauten Mahlzeiten.

Jonathan Safran Foers Versuch, unseren Planeten schon beim Frühstücken zu retten, beginnt mit einem Rückblick auf den Zweiten Weltkrieg in Amerika: Für viele war Hitler zwar weit weg, aber sie hörten auf Präsident Roosevelt und beschränkten sich, um die Männer an der Front zu versorgen und um die Wirtschaft stark zu halten.

Der Spitzensteuersatz wurde auf 95 Prozent angehoben, und Autos durften im ganzen Land nicht schneller als 35 Meilen fahren (rund 55 km/h).

Es funktionierte.

Das war kein „Opfer“. Das war notwendig.

Und beim Klima funktioniert das nicht?

Ins Wissen setzen

Foer - Foto oben - hat mit seinem Bestseller „Tiere essen“ (2009) viele zu Vegetariern gemacht.

Der 42-Jährige war nicht verbissen, er wollte bloß wissen, was Viehzucht bedeutet, und dann hat Foer, der sehr gern Fleisch isst, gern aufs Fleischessen verzichtet. (Inzwischen holt er sich manchmal einen Burger.)

Der New Yorker hatte damals bei den Lesern den kürzesten Weg vom Gehirn ins Herz gefunden.

Er recherchiert, ganz viele Fakten trägt er zusammen und bereitet sie auf, und danach setzt er sich in das erworbene Wissen – er holt es in seine Autobiografie herüber, und weil er sich dabei Emotionen erlaubt, hat es geklappt, dass ihm Leute gefolgt sind.

„Wir sind das Klima“ ist ähnlich aufgebaut. Man fühlt sich nie unter Druck gesetzt von Foer. Er bemüht sich, g’scheiter zu werden; und sagt ja selbst, er weiß nicht, ob er’s schafft.

Aber: Die Massentierhaltung ist eine Katastrophe, es muss sich etwas ändern.

Wird zum Frühstück kein Ei gegessen, kein Käse, keine Wurst, kein Joghurt ... und wird auch zu Mittag auf Fleisch und Milchprodukte verzichtet, spart jede(r) 1,3 Tonnen jährlich.

(In Österreich werden pro Person 9,6 Tonnen an Treibhausgasen pro Jahr emittiert. Der globale Durchschnitt liegt bei 4,6 Tonnen.)

Dieser Autor ist ein Zweifler, kein Klugschwätzer. Er ist mit sich selbst im Dialog, auch über die eigene Scheinheiligkeit.

Ein Suchender, dessen neues Buch den Sinn hat, für eine Entscheidung in jedem Haus zu sorgen.

Entweder die Erde behalten, so wie sie ist. Oder lieber bei den vertrauten Essgewohnheiten bleiben.

Jonathan Safran Foer fragt: Wo waren Sie, als Sie sich entschieden haben?

Die Freude aufs Abendessen ist dann jedenfalls größer.


Jonathan Safran Foer:
„Wir sind
das Klima“
Übersetzt von Stefanie Jacobs und Jan Schönherr.

Verlag
Kiepenheuer & Witsch.
336 Seiten.
22,70 Euro.

KURIER-Wertung: ****

 

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