Wie Trauer zu Musik wird

Ein Mann spielt konzentriert Geige auf einer Bühne mit grünem Hintergrund, daneben sitzt eine Frau.
Virtuoses Gedenken: Der Pianist Jewgenij Kissin, der Geiger Joshua Bell und der Cellist Steven Isserlis faszinierten mit russischer Kammermusik im Musikverein.

Seit Jahrzehnten zählt Jewgenij Kissin zu den herausragendsten Pianisten. Als Kammermusiker bringt er sein Publikum nicht weniger zum Staunen als bei seinen Solo-Konzerten. Das war bei seinem jüngsten Konzert im Musikverein zu erleben. Gemeinsam mit zwei außerordentlichen Musikern, dem Geiger Joshua Bell und dem Cellisten Steven Isserlis widmete er das Programm ausschließlich in memoriam komponierten Werken. 

Verstörend geriet der „fantastische Tanz über ein hebräisches Thema“ von Solomon Rosowsky, das der Komponist dem Andenken an seinen Vater, dem Kantor der Synagoge in Riga widmete. Issleris intonierte mit einer Noblesse, die den gesamten Abend faszinierte. Schostakowitsch gedachte mit seinem zweiten Klaviertrio in e-Moll Iwan Sollertinski, der sich als Programmgestalter der Leningrader Philharmonie dafür einsetzte, dass Gustav Mahler in der Sowjetunion aufgeführt wurde. Die Beklemmung über den überraschenden Tod des 41-jährigen Freundes bildete Schostakowitsch in diesem Werk ab.

Hommage

Bizarr geriet der Trauermarsch, pointilistische Sequenzen am Klavier ließen aufhorchen. Deutlich hoben sie die für diesen Komponisten typische beißende Ironie hervor. Tschaikowski überschrieb sein Klaviertrio a-Moll mit "À la memoire d‘ un grand artiste“. Gemeint ist damit der Dirigent und Pianist Nikolaj Rubinstein. Kissin war bei diesem Werk das Kraftzentrum, brillierte in den ausladenden Solo-Passagen, zu dritt umhüllten sie das Werk mit einem schwebenden orchestralen Gestus und ließen es zur Hommage an dessen Schöpfer geraten.

Eine Zugabe und Ovationen.

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