Jelineks NSU-Drama kommt in München auf die Bühne

Eine Frau mit blaugrünen Augen verhüllt ihr Gesicht mit einem schwarzen Tuch.
Kammerspiele zeigen am Samstag die Uraufführung von "Das schweigende Mädchen"

Die Münchner Kammerspiele bringen den NSU-Prozess auf die Bühne: Am Samstag wird dort "Das schweigende Mädchen" von Elfriede Jelinek aufgeführt. Intendant Johan Simons inszeniert das Stück, das im Gerichtssaal spielen soll. ´

"Eine Werwolf-Mordserie ist einem nie als das Mögliche erschienen", sagte Literaturnobelpreisträgerin Jelinek, die sich ansonsten nicht zu ihren Arbeiten äußert, dort in einem Interview. "Man hatte sich eigentlich schon in Sicherheit gewiegt und die Neonazis fast als Folklore betrachtet." Auch sie habe "den Medien und ihren Fantasien von einer türkischen Mafia geglaubt", sagte Jelinek weiter. "Wenn diese unglaublichen Lügen, die da verbreitet wurden (...), für wahr verkauft werden konnten, auch mir, die ich mir bis dahin immer eingebildet habe, ein kritischer Mensch zu sein, dann ist alles wahr und gleichzeitig alles gelogen."

Beate Zschäpe, die Hauptangeklagte im Prozess, der seit rund eineinhalb Jahren vor dem Oberlandesgericht München läuft, wird nicht konkret von einer Schauspielerin dargestellt, sagte eine Theatersprecherin. Wie bei Jelinek üblich sind einzelne Rollen nicht trennscharf zu unterscheiden.

Jelineks Stück ist nicht der erste Versuch, sich im Theater mit dem NSU-Stoff auseinanderzusetzen. Im Münchner Residenztheater kam bereits in dieser Spielzeit das Stück "Urteile" über die Münchner NSU-Morde auf die Bühne. Auch in Frankfurt am Main, Karlsruhe und Köln gab es Uraufführungen.

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